sich immer mehr und mehr auf die Damen-Confection, und das Ueberangebot an Arbeitskräften bringt das mit sich.
Vorsitzender: Warum geht es in der Herren-Confection so schlecht? — Exp. Smitka: Das datirt zum Theile seit der Schließung der rumänischen Grenze, wohin ein starker Export war; andererseits kommt es daher, daß ein sehr großer Andrang zu unserem Gewerbe ist. Die Leute vom Lande, besonders aus Böhmen, werden, wenn sie nach Wien kommen, meistens Schuhmacher oder Schneider. In unserem Berufe ist die überwiegende Mehrzahl aus Böhmen.
Frl. Fickert: Specielle Wiener Modelle existiren nicht? — Experte Smitka: Nein. Es wird eine Anzahl von Modellen in Wien gemacht, aber die müssen zuerst nach Paris gehen, damit sie einen Ruf erlangen.
Frl. Fickert: Wieso kommt es, daß die Berliner Mode diejenige ist, welche den Wiener Markt versieht? — Exp. Smitka: Die großen Berliner Confectionäre beziehen ihre Modelle aus Paris. Dort werden die Pariser- Modelle umgearbeitet und kommen auf dem Umwege über Berlin nach Wien. Wir haben Confectionäre für feinere Kunden, die fahren auch selbst nach Paris und holen sich Modelle.
Dr. Weißkirchner: Ich möchte bitten, uns auch über die Verhältnisse der sogenannten Hausschneiderinnen Aufschluß zu geben. — Exp. Smitka: Vielfach sind in solchen Häusern Töchter, die sich ihre billigeren Kleider, Straßentoiletten u. s. w. selbst machen, für die besseren wird eine Hausschneiderin aufgenommen. Diese wird in den meisten Fällen verköstigt und bekommt einen Lohn von 50 kr. bis fl. 1 pro Tag, fl. U20 ist schon eine sehr hohe Bezahlung.
Dr. Weißkirchner: Glauben Sie, daß die Zahl dieser Arbeiterinnen eine sehr bedeutende ist? — Exp. Smitka: Soweit ich die Verhältnisse kenne, schätze ich sie auf 900 bis 1000.
Dr. Weißkirchner: Gibt es auch solche, die nur diese Art des Erwerbes haben? — Exp. Smitka: Ja. Es gibt Häuser, wo sie besser bezahlt werden und da werden sie von einem Haus in's andere recommandirt.
Experte U (gibt über Befragen seitens des Vorsitzenden an): Ich bin Arbeiter und zwar mache ich alle Arbeiten der Consection. Wo ich beschäftigt war, bei einem Stückmeister, sind lauter Frauen gewesen und nur ein Mann. Es wurden Kindermäntel erzeugt, es gibt darunter aber auch sehr große.
Vorsitzender: Haben Sie den ganzen Mantel gemacht. — Exp. U: Ich habe nur die Maschinenarbeit und das Bügeln gehabt. Die Anderen machten die übrige Arbeit.
Vorsitzender: Warum macht diese Arbeit gerade ein Mann? — Exp. U : Es ist eine sehr schwere Arbeit. Es ist in diesen Betrieben so üblich, daß diese Arbeit ein Mann macht, weil es sehr starke und schwere Stoffe sind. Bei den Krägen und Jacken ist dies nicht der Fall. (Ueber Befragen.) Ich habe wöchentlich fl. 9 gehabt. Die Arbeiterinnen sind im Accord und bekommen 40 bis 55 kr. per Stück. Die Meisten machen zehn Stück pro Woche. Im Geschäft arbeiten sie von 7 Uhr Früh bis 7 Uhr Abends. Zu Mittag ist eine Stunde Pause, Vor- und Nachmittag keine. Wenn sie die Arbeit nicht im Geschäft fertigbringen, nehmen sie sich dieselbe oft mit nach Hause. Es sind zehn bis zwölf Arbeiterinnen gewesen. Dieselben haben nur die Näharbeit gemacht. Zugeschnitten hat der Meister. Die meisten Arbeiterinnen sind aus Arbeiterkreisen und größtenteils Wienerinnen.
Vorsitzender: Wie ist es mit der Saison? — Exp. L: Man weiß überhaupt nie, wie lange man in einer Werkstätte ist. Die Wintersaison sängt in der Woche vor Neujahr an, da ist die Modellzeit. Es werden nur einzelne Modelle gemacht, weshalb nicht Alle Arbeit finden. Die Modelle werden nach den Angaben des Confectionärs hergestellt. Die eine Hälfte des Modells wird zertrennt und nach der anderen wird gearbeitet. Oft muß