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Exp. Sinitka: Kommt es oft vor, daß sich die bessergestellten Arbeiterinnen Arbeit nach Hause nehmen und zu Hause jemand Anderen haben, der es ihnen ausfertigt? — Exp. Nr. 51: Sie nehmen sich regelmäßig Arbeit zum Ausfertigen nach Hause, aber sie machen Alles selbst.
Dr. Adler: Was essen Sie in der schlechten Zeit? — Exp. Nr. 51: Da kann ich halt nur 12 bis 15 kr. im Gasthaus ausgeben, und da esse ich eben entweder kein Gemüse, oder ich erspare mir das Seidel Bier. Ich habe auch noch ein Kind zu versorgen. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Ich bin zu Bett, und das Kind habe ich in der Kost. Wenn ich zu Hause bin, arbeite ich in der Küche. Am Abend kaufe ich mir Bier, Wurst und Brot, zusammen um 10 bis 12 kr.
Dr. Adler: Wie viel bleibt Ihnen nach der Saison übrig? — Exp. Nr. 51: sl. 12 bis 15.
Dr. Adler: Wie lange reicht das aus? — Exp. Nr. 51: Drei bis vier Wochen.
Dr. Adler: Auch für das Kind? — Exp. Nr. 51: Ja.
Dr. Adler: Wie viel zahlen Sie für das Kind? — Exp. Nr. 51:
fl. 1'80 pro Woche.
Dr. Adler: Da bleiben Ihnen ja nur beiläufig fl. 9 für Sie
während der vier Wochen? — Exp. Nr. 51: Ja, ich muß halt sparen. Ich
esse schwächer und gebe z. B. zum Nachtmahl statt 10 kr. nur 3, 4 kr. aus.
Dr. Ofner: Wenn die vier Wochen, während welcher Ihr Geld reicht, um sind, und die todte Saison ist noch nicht aus, was machen Sie denn da? — Exp. 51: Da muß ich mich bei Bekannten umschauen, daß ich irgendwelche Arbeit bekomme, z. B. Aenderungen u. dergl. Auch mein Bruder läßt mir Arbeiten, manchmal auch Unterstützungen zukommen, (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Das Arbeitslocale besteht aus einem großen Zimmer mit vier Fenstern, und dann ist noch ein Zimmer und ein Eabinet dabei, welches die Wohnung des Herrn ist. Im Arbeitslocale wird auch gebügelt, und es ist deshalb besonders im Sommer sehr heiß, weil es auf der Sonnenseite gelegen ist. Der Fußboden wird zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten gerieben. Er ist sehr rein, weil er auch sonst jeden Tag gekehrt wird. Diese Arbeit besorgt ein eigener Dienstbote. Es ist ein englischer Abort, der sehr anständig ist. Die Fenster gehen auf die Gasse. In der Werkstätte schläft Niemand. Es wird gewöhnlich von 9 bis 12 und von 3 bis 0 Uhr gebügelt. Es bügeln gewöhnlich Drei, Vier zu gleicher Zeit. Die Bügeleisen sind 12 bis 16 Pfund schwer; es sind sogenannte Herrenschneider-Bügeleisen. Das Eisen wird in der Küche erhitzt, und dann wird in der Werkstätte gebügelt. In der Werkstätte sind auch mehrere männliche Arbeiter da, die haben einen Extratisch. Unter den Frauen sind mehr ledig als verheiratet. Wir unterstehen einem Werkführer, der mit uns recht gemüthlich ist. Der Herr aber ist oft grob, schimpft und schreit.
Dr. Adler: Wie viel zahlen Sie denn für die Wohnung? — Expertin Nr. 51: Ich zahle für das Bett 70 kr.
Dr. Adler: Sind Sie im Fachverein? — Exp. Nr. 51: Ich bin bei keinem Fachverein.
Dr. Adler: Wie lange sind Sie schon in Ihrer Beschäftigung? — Exp. Nr. 51: Ich bin 30 Jahre alt und 17 Jahre im Geschäft. Ich bin schon mit 13 Jahren in die Lehre gekommen. «Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Jetzt verdiene ich mir mehr als früher. Ich lebe auch im Ganzen besser wie früher. Mein Kind ist sechs Jahre alt, ich kann es jeden Tag sehen. Da es aber ziemlich weit von mir wohnt, so hole ich es gewöhnlich mir am Samstag Abends ab, nehme es zu mir nach Hause, und dann bleibt es über den' Sonntag bis Montag in der Früh bei mir. Dann ißt es auch bei mir. Da koche ich gewöhnlich selbst Suppe, Mehlspeise; Fleisch kommt