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selten vor. Da koche ich dann so, daß das Kind und ich am Abend auch noch etwas haben.

Dr. Adler: Ja, wie können Sie kochen, wenn Sie nur ein Bett haben? Kochen Sie da auf einem Spiritusherde?Exp. Nr. 5l: Nein, ich schlafe ja in der Küche.

Dr. Adler: Schlafen Sie allein in der Küche? Exp. Nr. 51: Ja, nur an Sonntagen schläft noch das Kind bei mir. Die Wohnung besteht außer der Küche noch aus einem Cabinet, in welchem ein Herr und eine Frau schläft. In der Küche, in welcher ich schlafe, wird während der Woche für den Herrn und die Frau gekocht. Sie wird aber sehr rein gehalten. Von der Küche geht ein Fenster auf den Gang, und vom Gang geht gleich vis-a-vis ein Fenster hinaus. In der Früh stehe ich um 8, V 4 ? Ühr aus: wenn ich Arbeit nach Hause nehme, lege ich mich erst um 11, 12 Uhr schlafen, sonst um 9 Uhr.

Dr. Adler: Wenn Sie so lange aufbleiben und so zeitlich aufstehen, sind Sie denn da nicht sehr müde? Exp. Nr. 51: Ja, aber da bleibt halt nichts Anderes übrig. Man muß ja leben.

Dr. Adler: Wohnen Sie nahe der Werkstätte? Exp. Nr. 51: Nein, ich wohne im X. Bezirk, und die Werkstätte ist in der Kasernengasse in Mariahilf.

Dr. Adler: Warum wohnen Sie so weit? Exp. Nr. 51: Weil ich schon gewohnt bin, dort zu wohnen. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Die Arbeit, welche ich nach Hause mitnehme, ist nicht schwer zu tragen. Ich brauche in der Woche '/? Liter Petroleum. Der Vater meines Kindes zahlt mir höchst selten und wenig. Nur wenn ich keine Arbeit habe, gibt er mir fl. 1'80 in der Woche.

Exp. Smitka: In Ihrem Geschäfte werden nur bessere Arbeiten gemacht? Exp. Nr. 51: Ja.

Exp. Smitka: Was dürste da nach Ihrer Berechnung der Unter­nehmer in Ihrem Geschäfte an einem Stücke Prositiren. für welches er Ihnen beiläufig fl. 1 zahlt? Exp. Nr. 51: Ich habe mir ausgerechnet, daß er an einem Stück, wofür er mir fl. 1'20 zahlt, fl. 8 bis 7 verdient.

Exp. Nr. 52 (über Befragen seitens des Vorsitzenden): Ich bin gegen­wärtig in keinem Geschäft, ich wohne bei meinen Eltern. Im vorigen Jahre im Sommer war ich zuletzt in dem großen Salon M. Dort war ich fast drei Jahre. Wir hatten dort zu gewissen Zeiten sehr wenig zu thun und konnten uns sogenannte Ferien nehmen. Wir waren fast 40 Arbeiterinnen allein, die bei den Schößen gearbeitet haben. Wie viele im Troussirzimmer bei der Confectionsarbeit und beim Taillenmachen beschäftigt waren, weiß ich nicht. In der Saison waren auch 90 bis 100 Männer beschäftigt. Man hat den Arbeiterinnen nichts vorher gesagt, daß sie an diesem Tage keine Arbeit mehr bekommen, sondern wenn sie in's Geschäft gekommen sind, haben sie es eben erfahren. Sie haben dann warten müssen, bis wieder Arbeit kam. Wenn sie nicht die sogenannten Ferien sich genommen hatten, so war es ihre Pflicht, in's Geschäft zu gehen, auch wenn gar keine Arbeit war, weil plötzlich manchmal ein Rummel gekommen ist, so daß Alle zu thun hatten. Die Arbeiterinnen in unserem Salon entstammen nicht nur Arbeiter­kreisen, sondern es sind auch sogenannte bessere Fräulein dabei. Dieser Damen aber waren weniger als die eigentlichen Arbeiterinnen, es waren höchstens acht oder zehn. Die sind in der todten Saison noch viel früher weggeblieben als wir, weil sie im Sommer gewöhnlich auf's Land sind.

Dr. Adler: Ich verstehe nur das Eine nicht, wie können Sie die zwei auseinanderhalten, die sogenannten besseren Mädeln und die anderen Arbeiterinnen? Exp- Nr. 52: Nach dem Verkehr, der in unserem Salon herrschte, haben wir das bald heraußen. Wir haben öäs aus ihrer Lebensweise und auch daraus, wie sie untereinander gesprochen haben, ge-