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sind nicht aufgednngen. Sie wissen das auch, aber die Eltern werden das nicht wissen. Ich hätte mich schon bemüht, die Eltern aufzuklären, aber ich konnte die Adressen nicht erfahren.
Vorsitzender: Da wäre es Sache der Genossenschaft, einzugreifen. — Exp. Klusäöek: Ich habe ohnedies beim Gehilsenausschuß die Anzeige gemacht, dieser hat sich darum angenommen, die Behörde aber nicht.
P e rn ersto rs er: Sie gehören der Organisation an? — Experte Klusäöek: Ja, aber unsere Organisation ist mehr ein Personencultns. Sie kümmert sich um die wirthschaftliche Lage der Arbeiter nicht, sie thut auch nichts für die Ausbildung der Arbeiter, wie es der Fachverein der Schneider thut.
Pernerstorfer: Welcher Organisation gehören Sie denn an? — Exp. Klusäöek: Dem Fachverein der Schneider und Schneiderinnen Wiens schon vier Jahre.
Pernerstorfer: Haben Sie deswegen nie einen Anstand gehabt; Sie scheinen sich ja um die Dinge zu kümmern? — Exp. KlusLöek: Man hat mich auch schon einen Krakehler genannt und hat mich im vorigen Jahre gemaßregelt, indem man mich hat länger aussetzen lassen als nöthig gewesen wäre. Ich habe damals nur 26 Wochen gearbeitet. Das war in dein früher erwähnten feinen Salon, wo Sonntag gearbeitet wird.
Mittels höfer: Glauben Sie, daß es deswegen geschah, weil Sie einer Organisation angehören? — Exp. KlusLöek: Nein, sondern deshalb, weil ich für die Ordnung eingetreten bin, hat mich die Frau so gemaßregelt. Sie hat gesagt, er ist ein guter Arbeiter, aber er glaubt, er im-- ponirt mir, wenn er dies und jenes fordert. Nun sind dort sehr große Uebel- stände in dem Zimmer, wo die Schößenarbeiterinnen sitzen; das sind vielleicht zehn Mädchen. Es brennt den ganzen Tag das Gas, es werden die Eisen gehitzt, da wird der Kaffee gekocht, Milch und Thee, und in der Nacht legt sich das Dienstmädchen, ein bojähriges Weib, in dem Zimmer nieder, sperrt die Fenster zu, und sie werden erst wieder aufgemacht, wenn die Arbeiterinnen Früh kommen. Manchmal arbeitet man bis zehn Uhr Abends. Es wird nicht geöffnet, und Früh kommen die Arbeiterinnen da hinein. Gegen diese Uebelstände bin ich ausgetreten, und da bin ich gemaßregelt worden.
Pernerstorfer: Sind nicht auch die Arbeiterinnen selbst schuld, daß nicht geöffnet wird? — Exp. Klusäöek: Es kommt auch vor, daß sie dagegen sind, weil sie fürchten, daß sie sich erkälten, oder es sind die Commandoführer — und solche gibt es in jedem Geschäfte — dagegen.
Vorsitzender: Wir haben heute wiederholt vou sogenannten Fräulein gehört und auch von solchen, die in Instituten lernen und dann in Salons arbeiten. Ist die Genossenschaft dagegen nie aufgetreten? Es werden da auf einer Seite Mädchen freigesprochen, auf der anderen Seite aber Leute beschäftigt, die nur dadurch unterbieten können, daß sie in einer günstigeren Situation sind. — Exp. KlusäSek: Unsere Meister in der Genossenschaft kümmern sich darum gar nicht. Der Gehilsenausschuß hat sich darum angenommen, ich selbst bin mehrere Male aufgetreten, daß die Einen zwei Jahre lernen müssen, die Anderen lernen nur drei bis vier Monate und gehen dann in ein Geschäft als Hilfsarbeiterinnen mit dem Büchel, wodurch den Arbeiterinnen, die darauf angewiesen sind, Concurrenz gemacht wird.
Vorsitzender: Nimmt diese Concurrenz zu? — Exp. Klusäöek: Ja. Solche Mädchen, die in Instituten lernen, drängen sich immer mehr in die Geschäfte.
P ern ersto rf er: Ist denn die Lernzeit von drei bis vier Monaten ausreichend? — Exp. K lusäSek: Für einen Meister, der das Geschäft versteht, nicht. Aber wir haben Geschäfte, welche Frauen leiten, die gar
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