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mann: Die Ueberprodnction an Lehrmädchen concentrirt sich auf einige sehr große Firmen, während andere große Firmen gar kein Verlangen dar­nach haben. Auch kleine Unternehmer wollen oft nicht viele Lehrmädchen aufnehmen. Ich z. B. habe nur zwei Lehrmädchen.

Tr. Verkauf: Wenn also doch in großen Betrieben so viele Lehr­mädchen gezüchtet werden, wie ist dann dieser Mangel an Arbeiterinnen er­klärlich? Exp. Neumann: Sie heiraten und arbeiten dann entweder als Heimarbeiterinnen, oder sie arbeiten überhaupt nicht mehr.

Engel: Enthält Ihr Genossenschaftsstatut eine Bestimmung bezüglich der Anzahl der Lehrlinge? Exp. Neumann: Ich weiß nicht, ob es eine Tradition oder eine wirkliche Bestimmung ist. Ich erinnere mich aber, daß wir bei der Firma, wo ich war, einmal einen Anstand hatten, weil der Genossenschaftsvorstand sagte, die Zahl der Arbeiter stünde nicht im Ver­hältnisse zur Zahl der Lehrlinge. Es waren damals 13 bis 14 Arbeiter und acht bis neun Lehrlinge. Exp. U: Jener Unternehmer läßt alle Lehr­linge als Hilfsarbeiter eintreten.

Exp. Neumann: Da sind Sie stark im Irrthum, wenn Sie das be* Häupten. Uebrigens erinnere ich mich jetzt, wie die bezügliche Bestimmung heißt. Es heißt: Es soll die Zahl der Lehrlinge im Verhältniß zu der der Gehilfen stehen. Es ist also keine positive Verhältnißzahl festgesetzt. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Was die Angabe des Exp. Heim von Löhnen in der Höhe von st. 3 bis 4 bei Arbeitern betrifft, so könnte sich das nur auf einen Ausnahmsfall beziehen, denn der Durchschnittslohn ist meines Wissens fl. 10.

Vorsitzender: Ich empfing aus dem, was Exp. Heim erzählte, den Eindruck, daß es sich da gleichsam um eine Arbeitsstätte für Arbeitslose handle. Exp. Neumann: Das weiß ich nicht. Ich glaube nicht, daß durch Heimarbeiterinnen auf die Arbeitslöhne in der Fabrik Einfluß ge­nommen wird, ebensowenig durch die Concurrenz der Unternehmer untereinander.

Vorsitzender: Es wurden ja darüber bestimmte Angaben mit Zahlen gemacht. Exp. Neu mann: Ja, da kann der Grund auch sein, daß der Preis des betreffenden Artikels zurückgeht, und dann reducirt der Unternehmer nicht blos die Löhne der Fabriksarbeiter, sondern auch die der Heimarbeiterinnen.

Vorsitzender: Nach dem Genossenschaftsstatut der Posamentirer darf die Zahl der Lehrlinge die Zahl von sechs nicht übersteigen. Experte Neumann: Da dürfte wohl öfter ein Auge zugedrückt werden. Uebrigens werden die Lehrlinge nicht ausgenützt, im Gegentheil man zahlt gründlich drauf. Es war nur so eine Eigenheit von der betreffenden Firma, daß sie so viele Lehrlinge nahm.

Vorsitzender: Kann man denn das abschätzen, was das werth ist, was ein Lehrjunge leistet, und ob es dem entspricht, was man ihm als Gegenleistung gibt? Exp. Neu mann: Als Leiter muß man das abschätzen können.

Vorsitzender: Also nach Ihrer Schätzung beträgt die Leistung eines Lehrjungen weniger als fl. 1/50 oder fl. 2, die ihm gezahlt werden.

Exp. Neumann (über Befragen des Vorsitzenden): Zur Zeit, wo ich bei der Firma war, das war von 1893 bis 1895, waren dort 33 bis 40 Arbeiterinnen, 20 bis 25 Lehrmädchen. Lehrzeit war drei Jahre. Für Geschäftsgänge war ein eigenes Laufmädchen da.

Dr. Verkauf: Und zum Austragen der Waare? Es wird ja bei Ihnen fehr viel Waare ausgetragen. Exp. Neumann: Dazu wurden allerdings auch Lehrmädchen verwendet. Die bekommen gewöhnlich einen Tragkorb.

Tr. Verkauf: Wie schwer war dieser Tragkorb? Experte