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Haupt nicht gebüstet. In unserer Fabrik ist auch eine Näherin, die hat aber nur Reparaturen zumachen. Zum Nähen wird das System WheelerL Wilson gebraucht, da es sich für diese Artikel am besten bewährt hat. Die Mieder­stoffe sind nämlich sehr schwer zu verarbeiten.

Herrdegen: Ich bitte uns zu sagen, wie sich die verschiedenen Arbeiterkategorien in dem Betriebe, dem Sie angehören, zusammensetzen?

Exp. d: Wir haben drei Zuschneider. Wenn die Saison vorüber ist, werden sie für andere Arbeiten verwendet. Einzieherinnen haben wir durch­schnittlich 18, Stickerinnen sind im Hause drei, Einfasserinnen ebenfalls drei, Näherinnen dürften in der Hochsaison außer Haus durchschnittlich 180 be­schäftigt sein. Appreteurinnen sind drei, nämlich zwei Appreteurinnen und eine Stärkerin.

Herrdegen: Die Unternehmung, der Sie angehören, nennt sich eine Fabrik? Exp. U: Ja.

Herrdegen: Gibt es auch Fabriken, in welchen die Näharbeit im Hause gemacht wird? Exp. d: Es existiren nur zwei, wo eine größere Anzahl von Näherinnen sind, sonst sind im strengsten Falle vier Näherinnen im Hause. Alle übrigen Fabriken beschäftigen ihre Näherinnen außer Hause.

Herrdegen: Außer diesen Betrieben gibt es sogenannteMieder­madamen". Was versteht man darunter? Exp. d: Diese Personen be­schäftigen keine wirklichen Arbeiterinnen, sondern größtentheils Dienstboten.

Herrdegen: Wie wickelt sich dort die Erzeugung ab? Gibt es da keine Arbeitstheilung, und haben sie auch Verkaufslocale? Exp. 6: Diese Madamen kaufen die minderen Gattungen und verschleißen sie. Sie verlegen sich nur auf die Erzeugung von Specialitäten, wo eine Appretur unnöthig und mitunter unmöglich ist. Es braucht also nur eine Näherin dort zu sein, und die kann Alles fertigmachen, denn das Mieder wird nicht so hergestellt wie in der Fabrik.

Herrdegen: Wie ist der Vertrieb der Waare in Ihrer Fabrik?

Exp. d: Wir haben vier Reisende, die fortwährend auf der Tour sind, und dann machen wir Geschäfte mit den Exporteuren.

Dr. Ofner: Wie viel solcher großer Betriebe gibt es, die mit Maschinen arbeiten, wie viel mittlere und wie viel kleine? Exp. d: Dampfbetriebe gibt es in Wien drei, aber nicht speciell für die Mieder­branche. Das sind auch Krägen- und Wäschefabriken. Für diese Artikel braucht man die Maschinen mehr als für die Mieder.

Dr. Osner: In manchen Betrieben wird ja auch mit Maschinen zugeschnitten. Kommt das auch in mittleren und kleinen Betrieben vor? Exp. d: Zuschneidemaschinen sind in ganz Wien, speciell für Mieder, nur zwei im Betriebe, sonst wird mit der Hand zugeschnitten.

Wittelshöser: Wie viel Personen sind außer der Saison be­schäftigt? Nennen Sie uns auch den kleinsten Stand. Exp. d: Jetzt haben wir den größten Stand. Da haben wir 22 Einzieherinnen. Wenn die Saison vorüber ist, werden sie nicht weggegeben, weil man sie ja in ein Paar Monaten wieder braucht. Man kann also die geringste Zahl nicht an­geben. Einige gehen selbst weg, nm sich vielleicht etwas Besseres zu verschaffen.

Wittelshöser: Was machen also die Leute, wenn weniger zu thun ist? Exp. d: Bei uns wird Keine entlassen, außer sie geht selbst weg. Wir haben das ganze Jahr Arbeit, ebenso wie die Näherinnen außer Hause. In der Fabrik sind die Arbeiterinnen im Wochenlohn, man weist ihnen also eine Arbeit zu.

Wittelshöser: Auch die Arbeiterinnen außer Hause sind be­schäftigt? Exp. d: Ja, aber nicht in dem Maße, wie in der Saison. Die sind übrigens auch nach Stück bezahlt.

Wittelshöser: Wie viel verdienen die Näherinnen in der Saison?

Exp. d: Das ist verschieden, und sie bekommen nach der Qualität be-