- 20 :)

Mieder machen? Exp. Nr. 66: Sie muß sich selbst zur Arbeit stellen und zuschauen, sonst kann sie es nicht.

Mittels höfer: Wird mit Maschine gearbeitet? Exp. Nr. 66: Mit einer Ringschiffmaschine. Dampf haben wir nicht. Bei uns sind 10 Ein- zieherinnen, 5 Stickerinnen, 4 Einsasserinnen und 4 Appreteurinnen.

Dr. Ofner: Sie sagen, daß Sie schon nach vier Wochen gearbeitet haben. Exp. Nr. 66: Ich habe privat gelernt. (Ueber Befragen des Vor­sitzenden.) Ich habe einen Wochenlohn von fl. 6. Es ist dies der höchste Lohn. Ueberstunden gibt es nicht. Wenn eine ausgelernt ist, bekommt sie gleich fl. 2. Dabei bleibt sie zwei Jahre, dann steigt sie aber nur sehr wenig. Ein Unter­schied im Lohn nach der Saison ist nicht vorhanden. Irgend eine Leistung für Material haben wir nicht zu machen. Wir nehmen keine Arbeit mit nach Hause. Früher haben das die Stickerinnen gethan, jetzt aber nicht mehr. Von den Zuschneidern hat einer fl. 20 und einer fl. 25. Für das Zuspätkommen werden Abzüge von 10 kr. gemacht, auch wenn man nur ein paar Minuten später kommt. Was mit dem Gelde geschieht, weiß ich nicht. Die Arbeitszeit beträgt 10'/? Stunden; von 1/48 bis ^1 und von 2 bis V48 Uhr. Mittag gehe ich nach Hause. Vor- und Nachmittag haben wir einige Minuten Pause zum Esseu. An Sonntagen wird manchmal Vormittag gearbeitet, das wird aber extra bezahlt, und zwar 10 kr. pro Stunde. An Feiertagen wird nicht gearbeitet. Wir haben eine 14tägige Kündigungsfrist, und zwar beiderseitig.

Bardors: Wie ist es mit der Lohnsteigernng? Exp. Nr. 66: Das Lehrmädchen bekommt fl. 2. Dann steigt sie in einem halben Jahre um 50 kr. und wieder nach einem halben Jahre um weitere 50 kr. Bis eine fl. 6 erreicht, braucht sie eiu paar Jahre. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Die Beleuchtung ist gut, Geschenke haben wir nicht zu machen. Ich wohne bei meinen Eltern. Jene Arbeiterinnen, welche selbstständig sind, leben sehr kümmerlich. Mittags essen sie meist nur Kaffee oder um ein paar Kreuzer Wurst, am Abend Butterbrot u. dgl. Das Arbeitslocal ist im ersten Stock. Es ist ziemlich groß und wird Morgens und Abends gelüftet. Es wird auch gut geheizt. Es ist nur ein Abort für das ganze Personal. Die Fenster des Ärbeitslocales sind hofseitig, und zwar gehen sie in einen ziemlich kleinen Hof. Bei Tag ist es daher finster und es wird auch oft bei Tag Gas gebrannt, was natürlich für die Augen sehr schädlich ist. Im Arbeitslocale wohnt niemand. Unter Tag dürfen wir uns nichts holen lassen. Zur Jausen- panse kommt der Bäcker.

Dr. Riedl: Ist der Hof ein Lichthof? Exp. Nr. 66: Ja. Das Vocal hat sechs bis sieben Fenster.

Dr. Schwiedland: Wie viel Büsten haben Sie? Exp. Nr. 66: 25; die sind aber nicht in diesem Zimmer, sondern in der Appretur.

Dr. Ofner: Wer kehrt das Local aus? Exp. Nr. 66: Die Lehr­mädchen nach der Arbeitszeit.

Dr. Ofner: Wann wird es gewaschen? Exp. Nr. 66: Vielleicht in jedem halben Jahr einmal.

Dr. Verkauf: Müssen Sie ein bestimmtes Quantum Arbeit täglich fertig machen? Exp. Nr. 66: Die Arbeit, die wir machen, wird uns aufgeschrieben.

Dr. Verkauf: Und wenn Sie nicht fertig werden? Exp. Nr. 66: Dann gibt es einen fürchterlichen Verdruß. Der Chef schimpft oder kündigt. Ich muß täglich 160 Mieder einfassen. Es ist eine sehr anstrengende Arbeit.

Dr. Verkauf: Kommen Strafen vor, wenn die Arbeit nicht fertig wird? Exp. Nr. 66: Das nicht.

Dr. Verkauf: Können Sie regelmäßig Ihre Aufgabe fertig machen? Exp. Nr. 66: Es kommt vor, daß man einmal zurückbleibt, wenn einem einmal schlecht ist. Dann hat man am nächsten Tag Verdruß. Aber nach­holen muß man es nicht. Denn das ist ja nicht möglich. (Ueber Befragen

14

Frauen-Enquöte.