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werden, und. da hat der Herr gleich Alle in die Bezirkskrankencasse ein­schreiben lassen. Die Stückarbeiterinnen müssen dafür wöchentlich 8 kr. zahlen; ich zahle gar nichts, für mich entrichtet der Herr den Beitrag. Ich dürfte auch so versichert sein wie die anderen, nämlich mit 12 kr. Früher haben wir nichts bekommen, wenn wir krank waren.

Dr. Verkauf: Haben sich die Arbeiterinnen in solchen Fällen nicht an die Krankenkasse gewendet? Exp. Nr. 67: Es sind wenig Krankheits­fälle vorgekommen, und dann sind bei uns lauter junge Mädchen, die sich ihr Recht gar nicht gesucht haben.

Experte Plaß (über Befragen des Vorsitzenden): In der Wäsche­branche ist in keiner Fabrik die Leitung so human, wie bei uns. Beide Chefs sind sehr humane Leute, man hört nie ein Schimpfwort, der Bruder des Chefs ist Fabriksleiter und ist auch äußerst anständig. Das Geschäft ist ziemlich ausgebreitet, es sind 120 Personen beschäftigt. Es werden Hemden, Krägen und Manschetten erzeugt. Beim Zuschneiden ist Dampfbetrieb; die Einen schneiden Krägen, die Anderen Manschetten zu u. s. w. Die Näherinnen arbeiten theils im Hanse, theils außer Hause. Die Arbeit außer Hause bekommen Subunternehmer, von denen viele wohlhabend sind, und die mit vier bis zehn Mädchen arbeiten. Sie bekommen die Arbeit zugeschnitten, müssen dieselbe fertigstellen uud auch das Zugehör selbst beschaffen.

Bei uns sind fünf Männer und ein Lehrjunge, im übrigen aber Frauen beschäftigt. Die Männer arbeiten jeder selbstftändig auf der Maschine und mit der Hand. Die Mädchen arbeiten gruppenweise, je drei Näherinnen und eine Vorrichterin zusammen an einem Tisch. Wenn eine Vorrichten nicht recht nachkommt, so arbeitet sie auch nur mit zwei Näherinnen. Die sind alle im Stücklohn. Mit den Büglerinnen kommen wir nicht in Be­rührung, ich kaun also über diese nichts Näheres angeben. Es gibt bei uns vielleicht 40 Glänzerinnen und Büglerinnen und etwa 40 bis 60 Näherinnen und Vorrichterinnen, aber ich weiß das nicht genau zu sagen. In der Wäscherei sind Männer und Frauen beschäftigt, und zwar etwa 25.

Die Arbeit geht folgendermaßen vor sich. Der Stoff kommt aus der Zuschneiderei hinaus, wo vertheilt wird. Da bekommt ihn dann die Gruppe von Näherinnen, die eben fertig ist. Vor dem Nähen werden bei den Hemden von der Faltlerin mittelst einer mit Dampf betriebenen Maschine die Falten auf dem Rücken gemacht. Wenn das betreffende Stück genäht ist, kommt es in die Knopflochmacherei, wo ebenfalls Dampfbetrieb ist. Es werden aber nur in der Fabrik, uud zwar bei den Hemden die Knopflöcher mit der Maschine gemacht; bei den Krägen, Manschetten und Halsleisten geschieht das zu Hause mit der Hand. Dann kommt das Stück in die Wäscherei, hinauf in die Stärkerei und dann zu den Streiferinnen, welche das Hemd für die Büglerei vorrichten. In die Büglerei kommen nur Hemden; Krägen und Manschetten kommen in die Glänzerei, wo eine Maschine über den Stoff fährt und den Glanz erzeugt.

Die anstrengendste Arbeit ist meiner Ansicht nach, wenn man den ganzen Tag sitzen und nähen muß; auch das Bügeln ist nicht weniger an­strengend, und zwar wegen der Hitze; man darf wegen des hereinfliegenden Rußes kein Fenster aufmachen. Leichtere Beschäftigungen find die der Vor­richterinnen, Glänzerinnen und Streiferinnen.

Wittelshöfer: Wird für das Knopflöchermachen gleichviel ge­zahlt, wenn es mit der Maschine und wenn es mit der Hand geschieht? Exp. Plaß: Nein, denn mit der Maschine geht es viel schneller.

Baronin Vogelfang: Was wird für das Knopflöchern mit der Hand gezahlt? Exp. Plaß: Per Dutzend Hemden 60 bis 80 kr.; eine Arbeiterin kann im Tag circa ein Dutzend machen.

Vorsitzender: Ich habe gehört, daß sich die Zuschneider fl. 20 verdienen? Exp. Plaß: O nein, nicht alle. (Ueber Befragen des