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geschäft ist das überhaupt nicht vorgekommen. Erst als die Maschine erfunden wurde, kamen die complicirten Muster für die Schlingerei auf.

Dr. Riedl: Wie lange hat es gebraucht, bis der Lohn von 4 kr. per Meter allmälig heruntergegangen ist? Exp. Krasa: Schon nach einemhalben Jahre, als man gesehen hat, daß die Schlagmaschine durchgreift, wurden be­deutende Abzüge gemacht, nach etwa 1 '/, Jahren wurden nur mehr 2 kr. gezahlt und heute nach 7 Jahren chi» kr. Es kamen immer mehr Schlagmaschinen auf, und es wurden immer mehr Arbeiterinnen dabei beschäftigt, in Folge dessen sind die Löhne heruntergegangen. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Es gibt bei uns eine Zeit, wo die Arbeit schwach geht. Da gehen aber die Arbeiterinnen nicht zu anderen Branchen über, da die todte Saison bei uns nicht gleichbedeutend ist mit einer vollständigen Aussetzung der Arbeit auf einige Wochen oder Monate, sondern es wird nur durch vier oder fünf Wochen die Arbeit später angefangen und früher damit aufgehört. Da haben die Arbeiterinnen manchmal nur drei, vier Tage in der Woche zu arbeiten. In unserer Branche gibt es eine Menge Unternehmerinnen, die nur deshalb in vielen Geschäften ausreichende Arbeit bekommen, weil sie oft nicht nur die Arbeit liefern, sondern sich selbst auch noch dazu. Es gibt eine Masse Geschäfte, wo es heißt:Haben Sie hübsche Mädeln?" Und dann kommen diese Mädchen; man führt sie auf Unterhaltungen u. dergl., und wenn die Frau einem Mädchen das verbieten würde, fo würde sie keine Arbeit mehr bekommen, und wenn sich das Mädchen selbst weigert, so würde sie entlassen werden.

Vorsitzender: Können Sie darüber bestimmte Fälle angeben, wenn das angezweifelt werden sollte? Exp. Krasa : Ja wohl, ganz be­stimmte Fälle. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Unsere Organisation prosperirt aus dem Grunde nicht, weil sich die Näherinnen leider immer noch als höhere Wesen dünken, da sie glauben, daß sie vielleicht heute oder morgen besser heiraten können als Dienstmädchen oder andere Arbeiterinnen. Wenn sie dann bestenfalls einen kleinen Beamten heiraten, so nähen sie halt zu Hause, während die Arbeiterfrau in der Fabrik arbeitet.

Dr. Schwiedland: Wer besorgt das Bügeln bei den Zwischen- meistern? Exp. Krasa: Es wird überhaupt sehr wenig gebügelt, sondern nur zusammengelegt. Die Wäsche wird fest aufeinandergepreßt und glatt gestrichen, so daß sie aussieht, wie wenn sie gebügelt wäre. Bei der besseren Waare ist ein Mädchen zum Bügeln da, das st. 4, 5 bekommt und auch liefern gehen muß.

Dr. Schwiedland: Also es ist eine eigene Arbeiterin für das Bügeln da? Exp. Krasa: O, nein, die besorgt das Bügeln nur neben­her, während zwei, drei Stunden; außerdem muß sie spulen, Arbeit aus­kragen u. s. w.

Dr. Ofner: Nach Ihrer Berechnung müßten sich Zwischen- meisterinnen mindestens auf fl. 2000 oder mehr stehen. Andererseits haben Sie gesagt, daß sie oft nur ein einziges Zimmer bewohnen. Da fällt es mir nun auf, warum nicht mehr Arbeiterinnen Zwischenmeisterinnen werden? Expertin Krasa: Wenn die Frauen anfangen selbstständig zu werden, so haben sie noch nichts. Sie verdienen nicht das ganze Jahr und auch nicht gleichmäßig. Bei billigen Schürzen verdienen sie weniger, weil die Schürzen sehr schwer sind und öfter liefern gegangen werden muß, was sich höher stellt. Diese kleinen Zwischenmeisterinnen, welche fünf bis sechs Arbeiterinnen haben, verdienen wöchentlich nur fl. 20. Dagegen kann ich einen concreten Fall anführen von einer Frau, deren Mann Concnrs ansagen mußte und der weder Beschäftigung fand, noch selbst wieder ein Geschäft eröffnen konnte. Da hat nun der Mann vom Verdienste seiner Frau gelebt, und die Frau hat außerdem noch die Schulden gezahlt, welche der Mann gemacht hat. Ueberdies haben sie ganz prächtig gelebt und jährlich einige hundert Gulden