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an Schulden zurückgezahlt. Es gibt also unter diesen Frauen sehr große Abstufungen.

Dr. Schiff: Bezieht sich der von Ihnen angegebene Lohn von fl. 3 bis fl. 4 auf die gute Saison? Exp. Krasa: Ja.

Dr. Schiff: Wie viel bekommen die außer der Saison? Expertin Krasa: Wenn sie nicht viel Arbeit haben, nur fl. 2 bis 3. Manchmal kommt es auch vor, daß sie 8 bis l4 Tage nichts zu thun haben.

Dr. Schiff: Haben die Mädchen dann vielleicht Ersparnisse? Exp. Krasa: Nein, das ist absolut unmöglich. Die Meisten wohnen bei ihren Eltern, und wenn nicht, so sind sie an den Hunger schon gewöhnt und hungern halt während der todten Saison etwas mehr.

Dr. Schiff: Was haben Sie selbst bezogen? Exp. Krasa: Ich selbst war zufällig eine besser qualificirte Arbeiterin. Als Schlingerin habe ich fl. 8 verdient und als Näherin ebenfalls. Aber ein Lohn von fl. 8 ist so selten, daß man gar nicht wagen darf, ihn anzuführen.

Herrdegen: Sind Ihnen Betriebe bekannt, wo die sogenannte Lehrmädchenwirthschaft geführt wird? Exp. Krasa: Es ist mir zwar kein Betrieb bekannt, wo mehr Lehrmädchen als Arbeiterinnen wären, aber es kommt vor, daß die Frauen die Lehrmädchen, die sie aus Böhmen be­ziehen, als Dienstmädchen eintragen.

Herrdegen: Werden die alle in der Genossenschaft anfgedungen?

Exp. Krasa: Nicht einmal der vierte Theil.

Herrdegen: Warum ist die Maschinenschlingerei anstrengender als das Maschinnähen? Exp. Krasa: Weil die Schlagmaschine schwer zu treten ist und eine Schlingerin, da sie nichts vorzurichten hat, fortwährend treten muß.

Herrdegen: Gibt es Schlagmaschinen, welche durch Motoren ge­trieben werden? Exp. Krasa: Nein.

Stroß: Sind die Abzüge gegenüber den Zwischenmeisterinnen, von denen Sie gesprochen haben, berechtigt? Sind vielleicht die großen Verleger genöthigt, die Waare selbst billiger abzugeben, und müssen deshalb den Lohn Herabdrücken? Exp. Krasa: Darüber wird sich eine Zwischenmeisterin selten klar sein. Wenn man, wie ich schon erwähnt habe, bei einer Firma statt 11 Meter nur 10'/, Meter hergibt, so ist man sich bewußt, daß man das nur zu dem Zwecke thut, um den Gewinn der Zwischenmeisterin zu verringern.

Stroß: Wann ist die todte Saison?Exp. Krasa: Das ist un­gleich, gewöhnlich in den Sommermonaten, auch um Allerheiligen.

Stroß: Bekommen die Zwischenmeisterinnen in der todten Saison denselben Stücklohn? Exp. Krasa: Ja; aber weniger Arbeit.

Stroß: Ist es noch nicht vorgekommen, daß die Zwischenmeisterinnen in der todten Saison einander unterbieten? Exp. Krasa: O ja; es entsteht da ein Kampf. Diejenigen Frauen, die bei der Genossenschaft an­gemeldet sind und Steuer zahlen, sagen, daß jene, welche nicht angemeldet sind und keine Steuer zahlen, die Löhne Herabdrücken. Deshalb gehen immer während des ganzen Jahres Frauen herum und zeigen Diejenigen an, welche nicht angemeldet sind.

Dr. Schwiedland: Wie viel Arbeiterinnen hat eine große Zwischenmeisterin? Exp. Krasa: Es gibt sehr wenig große; die haben vielleicht 30 bis 40 Arbeiterinnen.

Dr. Schwiedland: Nach Ihren früheren Angaben läßt sich aus­rechnen, daß eine Zwischenmeisterin mit vier Arbeiterinnen circa fl. 7, mit 20 Arbeiterinnen über fl. 35 täglich Reingewinn hat. Halten Sie denn das für möglich? Exp. Krasa: Ja.

Dr. Schwiedland: Wer geht bei den Zwischenmeisterinnen liefern?

Exp. Krasa: Entweder eine Arbeiterin oder ein Hausknecht.

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