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Dr. Schwiedland: In welchem Monat haben Sie am meisten zu thun? — Exp. Nr. 79: Es sängt im Mai an und dauert bis September, October.
Dr. Schwiedland: Wer sind die Kundschaften? — Exp. Nr. 79: Privatleute, Gasthäuser und Hotels. Der Herr sammelt die Wäsche bei den Kunden.
Dr. Schwiedland: Wie alt sind Sie? — Exp. Nr. 79: Ich bin 28 Jahre. Ich bin verheiratet und habe keine Kinder gehabt.
Dr. Schiff: Arbeiten dieselben Arbeiterinnen immer mit den schweren und die anderen mit den leichten Eisen? — Exp. Nr. 79: Das geht durcheinander. (Ueber Befragen.) Es ist zwar eine Ventilation im Arbeitslocale, aber trotzdem ist es dunstig. Die Fenster sind nicht geöffnet, aber die Thür, die in den Hof geht. Bei der Arbeit müssen wir immer stehen. Wäsche haben wir nicht zu holen, die wird hineingetragen und abgeholt.
Dr. Schiff: Wie wohnen Sie? — Exp. Nr. 79: Wir haben eine Kammer allein und zahlen fl. 4'70 monatlich.
Dr. Schiff: Sind im Winter weniger Personen? — Exp. Nr. 79 : Höchstens eine oder zwei Personen.
Dr. Schiff: Ziehen Sie sich bei der Arbeit um ? — Exp. Nr. 79: Manche.
Dr. Schiff: Was ziehen Sie an? — Exp. Nr. 79: Eine leichte Blouse mit kurzen Aermeln. Männer kommen in das Local nicht hinein.
Frau Schlesinger: Was ist Ihr Mann? — Exp. Nr. 79: Taglöhner. Er verdient täglich einen Gulden. Ich habe für Niemanden zu sorgen.
Dr. Ofner: Müssen Sie sich auch Nahrungsmittel kaufen? — Exp. Nr. 79: Ja. Ich gebe dafür täglich 10 bis 15 kr. aus.
Vorsitzender: Wie geht es bei der Arbeit zu? — Exp. Nr. 79: Wenn die Frau da ist, dürfen wir nichts reden, sonst werden wir zusammen- geschimpft. Es kommt auch vor, daß Eine deshalb gleich entlassen wird.
Vorsitzender: Sind bei Ihnen Viele brustkrank? — Expertin Nr. 79: Genug. Bei der Kost kann man eine solche Arbeit nicht leisten. Wenn ich Abends nach Hause komme, kann ich mich gar nicht rühren.
Dr. Ofner: Haben Sie Abzüge, wenn Sie zu spät kommen? — Exp. dir. 79: 10 kr. pro Stunde; wenn wir um fünf Minuten später kommen, macht es nichts. Wenn man später kommt, geht man erst um 6 Uhr in die Arbeit, dann bekommt man um 10 kr. weniger.
Vorsitzender: Haben Sie sich nicht früher als Dienstmädchen in einem Privathause besser befunden? — Exp. Nr. 79: Man hat weniger Arbeit und bessere Kost. Man kann aber nicht heiraten. Die Dienstmädchen in der Wäscherei haben's aber nicht besser.
Frau Schlesinger: Kochen Sie am Sonntag selbst? — Expertin Nr. 79: Ja. Ich koche Suppe, Rindfleisch und Zuspeise. Zum Nachtmahl haben wir am Sonntag meist das, was von Mittag übrig bleibt.
Dr. Ofner: Gibt es auch Heimarbeiterinnen beim Bügeln? — Exp. Nr. 79: Nein.
Expertin Nr. 80: Ich bin in demselben Hause. Ich bin Einstärkerin. Da ist ein Trog und ein paar Weidlinge, wo die Stärke drin ist, weil das eine Stück mehr, das andere dünner gestärkt wird. Die Stärke richte ich selbst her und tunke die Wäsche ein. Dann wird sie mit den Händen gerieben und ausgewunden. Bei den großen Röcken muß mir dabei eine Andere helfen, sonst mache ich Alles allein. Meine Arbeit ist sehr anstrengend. Meine Arbeitszeit währt auch von 5 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends. Ich komme aber erst um halb 6 Uhr. Mein Lohn beträgt fl. 7 wöchentlich. Ich habe die meiste Zahlung im Hause. Die schlachtest Bezahlten haben fl. 6, 7, 8 und 9 monatlich. Alle haben die Kost. Die ist aber nichts werth.