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nicht gleichmäßig. Im Winter ist weniger zu thun. Wenn wir auch bis 9, 10 Uhr arbeiten, müssen wir um 5 Uhr iu der Früh wieder dort seiu. Ich wohne in Simmering, eine Viertelstunde vom Geschäfte. Ich bekomme täglich fl. 1, für Ueberstunden 10 kr. Der Lohn der Wäscherinnen ist anders. Sie bekommen für eine Lage — das sind 6, 7 bis 10 Stück — 4 kr. Wir haben eine Frühstücks-, Jausen- und Mittagspause. Manchmal haben wir eine halbe Stunde oder auch nur eine Viertelstunde. Wir haben die ganze Kost. Um 6 oder '/^ Uhr Früh bekommen wir Kaffee. Gut ist der nicht, er besteht aus Cichorie und gewässerter Milch. Mittags ist ein Stück Fleisch, Suppe und Zuspeise. Die Kost ist nicht kräftig genug bei der schweren Arbeit. Zur Jause haben wir wieder Kaffee, aber immer ohne Semmel. Das Nachtmahl müssen wir uns selbst kaufen. Die Bügeleisen sind ungleich. Für glatte Wäsche sind große und für Herrenhemden u. s. w. kleine Eisen. Wir haben auch feine Wäsche, Krägen, Manschetten u. s. w.
Vorsitzender: Wie sieht das Arbeitslocal aus? — Exp. Nr. 79: Es ist dort sehr heiß, und es sind 30 Büglerinnen darin. Die Bügeleisen sind meistens mit Stählen versehen. Es gibt aber auch Maschinen, die von den Dienstmädchen bedient werden. Damit werden Tischtücher, Servietten u. s. w. behandelt. Ich habe ein Arbeitsbuch, während die Dienstmädchen Dienstbotenbücher haben. In Bezug auf die Sittlichkeit ist nichts zu bemerken.
Vorsitzender: In der Anstalt wohnen nur die Dienstmädchen?
— Exp. Nr. 79: Ja, die schlafen dort. Es sind ihrer etwa zwanzig.
Vorsitzender: Warum werden Dienstmädchen und Arbeiterinnen ausgenommen? — Exp. Nr. 79: Die Dienstmädchen bekommen weniger Lohn als wir.
Vorsitzender: Das sind also solche, die das Geschäft nicht so verstehen? — Exp. Nr. 79: Ja. Die etwas kann, geht lieber als Arbeiterin. Es kommt auch oft vor, daß eine zuerst Dienstmädchen ist und dann Arbeiterin wird. Ich war auch Dienstmädel und bin erst zwei Jahre Arbeiterin.
Dr. Frey: Waren Sie in einer Wäscherei als Dienstmädchen? — Exp. Nr. 79: Ja.
Frau Schlesinger: Müssen Sie, wenn Sie nach 10 Uhr nach Hause gehen, Sperrgeld zahlen? — Exp. Nr. 79: Meine Hausmeisterin verlangt von mir nichts. Sie läßt mich auch in d«: Früh umsonst hinaus.
Frau Schlesinger: Gibt es aber nicht andere Arbeiterinnen, die Sperrgeld zahlen müssen? — Exp. Nr. 79: Wenn die Hausmeisterin capricirt ist, ja. Das kommt schon vor.
Dr. Schüller: Wie viel bekommen die Dienstmädchen? — Expertin Nr. 79: st. 6, 7, 8, 9 und 10 monatlich. Sie arbeiten so lange wie wir und bekommen dieselbe Kost. Zum Nachtmahl bekommen sie nichts. Zum Schlafen haben sie ein eigenes Zimmer mit zwei Fenstern. Darin schlafen 12, 13 Personen. Jede hat ihr eigenes Bett.
Dr. Schüller: Wie oft müssen Sie länger arbeiten? — Expertin Nr. 79: Im Sommer alle Tage bis 9, 10 Uhr, und das dauert drei bis vier Monate.
Wittelshöfer: Machen die Dienstmädchen dieselbe Arbeit wie Sie?
— Exp. Nr. 79: Nein. Die müssen die Wäsche zusammenlegen, schwaben (schwemmen), aufhängen und sind bei den Bügelmaschinen. An Sonntagen arbeiten wir nicht, nur die Dienstmädchen dann und wann. Kündigung haben wir nicht. Die Dienstmädchen haben eine.
Wittelshöfer: Wie werden die Leute aufgenommen? — Expertin Nr. 79: Wenn sie Arbeit wollen, fragen sie sich an.
Wittelshöfer: Melden sich immer genug, wenn die Frau Arbeiterinnen braucht? — Exp. Nr. 79: Es sind immer genug.