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Wittelshöfer: Wo sind die Leute, wenn gelüftet wird? Exp. Nr. 81 : In der Küche.

Dr. Osner: Was ist der Mann der Gewerbe-Inhaberin? Exp. Nr. 81: Tischler. Er ist Arbeiter und geht außer Hause.

Dr. Schiff: Wie viel haben die anderen Arbeiterinnen ? Expertin Nr. 81: Eine fl. 4'80, das Lehrmädchen fl. U70 pro Woche. Die ist b ei ihren Eltern. Eine hat 50 kr. pro Woche, und die dort wohnt, hat keinen Lohn. Sie bekommt nichts außer Nachtmahlgeld.

Dr. Schiff: Haben Sie früher auch so viel Lohn gehabt? Exp. Nr. 81: Früher habe ich fl. 5'40 gehabt. In anderen Geschäften haben sie meistens fl. 15 monatlich und die Kost. Ich war auch in einem Geschäft, wo ich nur fl. 11 gehabt Habe. Die meisten Lehrmädchen haben auch Wohnung. Sie müssen drei Jahre lernen. Darnach bekommen sie fl. 2, L'/z, 3. Das sind jene, die auch die Kost haben.

Dr. Schiff: Wie lange dauert es, bis Eine auf fl. 5, 6 kommt? Exp. Nr. 81: Vier, fünf Jahre. Da muß sie sehr tüchtig sein. Es sind aber Binderinnen, die fl. 8, 10 und 12 haben. Es sind deren aber nur wenige.

Dr. Schiff: Wie viele Tage in der Woche müssen Sie in der todten Saison aussetzen? Exp. Nr. 81: Voriges Jahr war ich in der Woche einen, zwei Tage frei.

Dr. Schiff: Wie oft kommen in der Saison Ueberstunden vor? Exp. Nr. 81: Da wird täglich von 7 Uhr bis 9 Uhr gearbeitet. In meinem Geschäfte aber nicht.

Vorsitzender: Ich möchte noch etwas über die Behandlung wissen. Exp. Nr. 81: Die ist sehr gut.

Vorsitzender: Haben Sie den Eindruck, daß die Frau mit dem Geschäft viel verdient? Exp. Nr. 81: Das weiß ich nicht.

Vorsitzender: Wie vertreibt die Frau die Waare? Expertin Nr. 81: Sie gibt sie an Zwischenhändler ab.

Dr. Schiff: Ihr Lehrherr hat Sie schlecht behandelt?Expertin Nr. 81: Ich habe oft Schläge bekommen, daß ich ganz blau war. Ich habe, obwohl ich erst 16 Jahre alt war, ansschlagen müssen, wenn es ge­braucht worden ist. Das habe ich nicht recht machen können, weil das eine schwere Arbeit ist, wozu meistens Männer verwendet werden. Der Herr war groß und stark. Er hat ein spanisches Rohr gehabt. Das habe ich ein paarmal versteckt. Dann hat er mich aber mit dem Pfeifenrohr geschlagen.

Expertin Nr. 82: Ich bin in einem Betriebe, in welchem 22 Personen beschäftigt sind. Männer sind keine. Unter den Arbeiterinnen sind zwei Aus- schlagerinnen. In unserem Geschäfte sind einige Pressen, die zum Herstellen von Laub gehören. Wir machen Blätter und auch Knospen und Blätter. Wir haben vier Lehrmädchen. Die Arbeit wird durch Recommandation vermittelt, dann durch den Obmann der Gehilfen-Krankencasse. Die Lehrverhältnisse sind verschieden. Die Arbeiterinnen im Hause haben fl. 4 bis 5 im Monat und die ganze Verpflegung. Außer Haus haben sie fl. 10, 12 und 14 monatlich, aber auch fl. 10, 17 und 18. Ich habe pro Monat fl. 20 und die Kost. Meine Arbeit besteht im Schattiren. Die Arbeitszeit ist von halb 8 Uhr bis 7 Uhr ohne Unterbrechung. Mittags haben wir keine Pause. Das Essen müssen wir nehmen, wie es uns vorgesetzt wird. Viele können es aber nicht essen und müssen also hungern oder sich selbst etwas kaufen. Wir haben bereits wiederholt verlangt, daß die Kost im Hause abgeschafft wird, daß wir zu Mittag eine Stunde Pause und Wochenlohu erhalten.

Vorsitzender: Haben die Arbeiterinnen Dienstbücher? Expertin Nr. 82: Alle haben Arbeitsbücher.

Vorsitzender: Wie ist die Kost? Exp. Nr. 82: Man kann nicht sagen, daß sie gut ist. Mitunter ist sie zu genießen, manchmal aber