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Vorsitzender: Welche Arbeiten haben die Frauen zu verrichten? Exp. Schilder: Sie sind nicht blos beim Bau thätig. Sie müssen den Mörtel zuerst herstellen, indem sie Kalk in ein Gefäß thun und diesen mit Sand und Wasser vermengen. Das nimmt eine Viertel- oder eine halbe Stunde, je nach der Quantität, in Anspruch.

Vorsitzender: Wo liegen diese Plätze zumeist? Experte Schilder: Die meisten Plätze, wo der Mörtel fabricirt wird, liegen in Hernals, Ottakring, auch in der Leopoldstadt, kurz, sie sind in allen Be­zirken zerstreut.

Vorsitzender: Was geschieht dann? Exp. Schilder: Hieraus wird der Mörtel aufgeladen und mittelst kleiner Wagen auf den Arbeitsplatz geführt. Ein solches Wagerl nimmt für gewöhnlich sechs bis acht Schaff auf. Es wird von einer Hilfsarbeitern: und einem oder zwei Gehilfen, welche hinten nachschieben, auf den Arbeitsplatz geführt.

Vorsitzender: Wie kommt es, daß gerade die Frau eingeschirrt wird? Exp. Schilder: Das ist eine alte Sitte.

Vorsitzender: Eine alte Unsitte, meinen Sie. Wie weit hat die Frau gewöhnlich das zu schleppen? Exp. Schilder: Je nach der Entfernung, eine Stunde oder mehr. Es kommt oft vor, daß man von der Leopoldstadt bis nach Währung und noch weiter das Wagerl schleppen muß. Die Herren hätten zwar Wagen und Pferde, aber die sind ihnen zu theuer, um sie zu einer solchen Arbeit zu verwenden. Die brauchen sie zum Ver­gnügen. Um bs7 oder V 47 gelangt man auf den Arbeitsplatz. Da beginnt die Arbeit am Baue selbst.

Vorsitzender: Ich weiß aber, daß die Gehilfen auch oft viel früher am Platze sein müssen. Wozu das? Exp. Schilder: Die müssen Sand hintragen.

Vorsitzender: Wozu muß der Mörtel am Platze gemacht werden? Kann man ihn nicht, so wie es bei den Maurern geschieht, am Baue selbst anmachen? Exp. Schilder: Bei Neubauten ja. Wir sind aber zumeist bei Reparaturen beschäftigt. Da geht das nicht.

Vorsitzender: Was mächen also die Frauen weiter? Experte Schilder: Sie müssen aus großen Gefäßen in kleine, mit einem Henkel versehene Schaffe! den Mörtel schaffen und denselben über die Stiege, den am Baue selbst Beschäftigten zureichen. Bei alten Gebäuden benützen sie die Stiegen, bei neuen müssen sie die Leiter gebrauchen. Jede Arbeiterin muß zwei Gefäße, deren jedes 14 bis 16 Kilogramm schwer ist, hinauftragen. Bei Leitern kann sie nur ein Schaffe! tragen.

Vorsitzender: Wie oft muß sie da gehen? Exp. Schilder: Ungefähr 40mal. Ueberdies muß sie auch Schiefer und Dachziegeln hinauf­tragen. Das ist auch Alles am Wagerl. Ebenso die Leitern, Werkzeug n. s. f.

Vorsitzender: Was für ein Gewicht dürfte also ein solches Wagerl haben? Exp. Schilder: Es ist hübsch schwer. Ich weiß nicht genau, wie schwer, aber es ist ein ziemliches Gewicht.

Vorsitzender: Haben Sie schon versucht, ein solches Wagerl zu schleppen? Erp. Schilder: Ich habe es öfter schleppen müssen.

Vorsitzender: War das für Sie sehr anstrengend? Experte Schilder: Ja. Ich war von Schweiß ganz durchnäßt. Wie oft sieht man so ein Wagerl auf der Straße. Wenn es bergan geht, können die Leute nicht weiter.

Vorsitzender: Wie viel Hilfsarbeiterinnen kommen auf eine be­stimmte Anzahl von Gehilfen? Exp. Schilder: Gewöhnlich kommt auf zwei männliche Personen, einen Gehilfen und einen Steiger, eine Hilssarbeiterin.

Vorsitzender: Wenn die Hilssarbeiterin mit dem Hinauftragen fertig ist, was geschieht dann? Exp. Schilder: Dann muß sie das