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Vorsitzender: Am Boden ist es aber doch sehr heiß? Exp. Schilder: Es herrscht da Stickluft, weil jeder Luftzug abgehalten wird. Deshalb benutzt auch die Arbeiterin jeden freien Moment, um zur Bodenstiege zu gehen und frische Luft zu schöpfen. Wenn etwas gebraucht wird, wird sie gerufen.

Vorsitzender: Die Gehilfen, die auf das Dach steigen, um« wickeln sich die Füße mit Fetzen. Die Arbeiterin braucht das nicht? Exp. Schilder: Nein. Am Boden ist es nicht nothwendig.

Vorsitzender: Kommen Geschenke an Vorgesetzte vor? Exp. Schilder: Nur bei einer Firma in der Leopoldstadt ist das üblich, wo der Arbeitgeber die Gewohnheit hat, verschiedene Feste zu feiern. Da bekommt der Chef und der Geschäftsführer Geschenke.

Dr. Osner: Gibt es bei Ihnen auch eine Cantinenwirthschaft? Exp. Schilder: Nein.

Dr. Bl'ezina: Kommt das alle Jahre vor, daß die Arbeiter Geschenke machen, und in welcher Höhe tragen die einzelnen dazu bei? Exp. Schilder: Das ist nicht alle Jahre. Sie geben nach ihrem freien Willen.

Dr. Bt'ezina: Wissen Sie, wie viel gegeben wird? Experte Schilder: Nein. Wie ich das erfahren habe, habe ich sie ausgelacht.

Dr. Btezina: Wissen Sie, ob da ein moralischer Zwang aus­geübt wird, daß Diejenigen, die nichts geben würden, entlassen oder schlechter behandelt würden? Exp. Schilder: Das dürfte wohl der Fall sein.

Vorsitzender: Ist Ihnen bekannt, daß Jemand deshalb entlassen wurde? Exp. Schilder: Nein.

Vorsitzender: Wie ist es auf den Neubauten mit den Aborten bestellt? Exp. Schilder: Auf den Neubauten sind die Aborte eben­erdig. Die sind für alle Arbeitsleute gemeinsam, für Männer und Frauen.

Vorsitzender: Wohin gehen die Arbeiterinnen, wenn sie essen? Exp. Schilder: Auf die Bodenstiege.

Vorsitzender: Hinaus gehen sie nicht? Exp. Schilder: Nein.

Vorsitzender: Die Vorgesetzten sind immer Männer? Experte Schilder: Ja.

Vorsitzender: Sind unter den Arbeiterinnen mehr ledig oder verheiratet? Exp. Schilder: Mehr ledig.

Vorsitzender: Wie steht es mit den Sittlichkeitsverhältnissen? Benehmen sich die Vorgesetzten anständig gegenüber den Frauen? Exp. Schilder: Es kommt vor, daß selbst die Arbeitgeber Verhältnisse mit den Arbeiterinnen haben. Auch größere Meister benützen das. Jetzt kommt es nicht mehr so häufig vor, weil sie die Organisation fürchten. Wenn man es erfährt, bringt man es an die Oeffentlichkeit, und dadurch sind sie abgeschreckt.

Vorsitzender: Wie ist es mit den Wohnungsverhältnissen Der­jenigen, die Hierbleiben, bestellt? Wissen Sie, wie es da aussieht? Exp. Schilder: Die sind hier Alle zu Bett. Die haben schon ihre be­stimmten Zimmerfrauen. Oft wohnen vier, fünf, sechs, sieben Personen beisammen. Ich habe eine Wohnung getroffen, wo zehn Personen beisammen waren. In einer anderen habe ich im Zimmer vier Betten und in der Küche zwei Betten gefunden. Am Sonntag wird meistens gewaschen, und zwar an einem Sonntag die eine Partie, am anderen die andere. In einem Bett schlafen in der Regel zwei Personen. Wenn sie zu zweit schlafen, zahlen sie gewöhnlich fl. 1'20, wenn eine allein schläft, 80 kr.

Vorsitzender: Waren Sie einmal am Abend in einer solchen Wohnung? Exp. Schilder: Nein, nur bei Tag, wo Niemand zu Hause war.

Vorsitzender: Wie groß war dort die Küche? Experte