Vorsitzender (zur Exp. Nr. 87): Haben Sie Kinder gehabt? Exp. Nr. 87: Ja, ich habe drei gehabt, aber ich bringe keines zur Zeit.

Vorsitzender: Sind sie gestorben? Exp. Nr. 87: Gestorben sind sie nicht, weil ich keines zur Zeit gebracht habe.

Tr. Ofner: Das sichren Sie aus Ihre Arbeit zurück? Expertin Nr. 87: Ich glaube, ich bin durch die Arbeit zu schwach.

Tr. Osner Mr Exp. Nr. 88): Brauchen Sie auch so viel Kleider und Schnhwerk wie die andere Expertin? Exp. Nr. 88: Ja, man zerreißt sehr viel Kleider und Schuhe.

Tr. Ofner: Haben Sie schon berechnet, wie viel Sie das kostet? In welcher Zeit zerreißen Sie ein Paar Schuhe? Exp. Nr. 88: Man braucht alle Jahre ein Paar. Man kann aber nicht immer in den Schuhen gehen, weil man sonst zu viel brauchen würde.

Herrdegen: Ich möchte fragen, ob Sie nicht mehr Kinder außer den zwei Söhnen, die leben, gehabt haben? Exp. Nr. 88: Sieben.

Herrdegen: In welchem Alter sind die gestorben? Expertin Nr. 88: Mit drei bis fünf Monaten.

Herrdegen: An welchen Krankheiten? Exp. Nr. 88: Ich habe sie in die Kost geben müssen. Da sind sie wahrscheinlich schlecht gepflegt worden. Der Löhn meines Mannes war nicht zureichend, ich mußte mit in die Arbeit gehen, und da habe ich das Kind, wenn sechs Wochen vorüber waren, in die Kost gegeben.

Herrdegen: Sind die fünf Kinder, die gestorben sind, früher auf die Welt gekommen als die zwei, welche leben? Exp. Nr. 88: Nein, später.

Herrdegen: Haben Sie die Kinder an der Brust gehabt? Exp. Nr. 88: Nein.

Vorsitzender: Wir gelangen nun zu den Experten aus der Branche der Bürsten- und Pinselmacher.

Experte Fritz Grosch: In der Branche der Bürsten- und Pinsel­macher sind in Wien 250 bis 270 männliche Arbeiter und laut des Krankencassen-Ausweises 108 bis 115 Hilfsarbeiterinnen beschäftigt. Die Arbeit der Letzteren besteht im Einziehen der Bürsten, was die feineren Bürsten anbelangt, Kleider-, Kopf- und Zahnbürsten. Die Arbeitszeit beträgt durchschnittlich zehn Stunden. In einem Betriebe werden die Arbeiterinnen auch schon zum Herrichten der Borsten verwendet. Alle Betriebe ausnahmslos haben den Accordlohn eingeführt.

Vorsitzender: Können Sie uns schildern, wie das Herrichten der Haare und das Einziehen der Bürsten vor sich geht? Exp. Grosch: Das Herrichten der Haare geschieht in der Art, daß ähnlich wie beim Flachs die Borsten an einem eisernen Kamm auf- und durchgezogen werden, damit sie glatt zum Verarbeiten werden. Das Einziehen geschieht mittelst eines Drahtes, an dem die Borsten eingezogen werden. Das ist eine mono­tone Arbeit.

Vorsitzender: Warum wird das Herrichten der Borsten nicht auch von Arbeiterinnen gemacht? Exp. Grosch: Weil die Arbeit complicirt ist und eine längere Lehrzeit erfordert, wogegen das Einziehen leichter und schneller zu erlernen ist.

Vorsitzender: Sie meinen, die Arbeiterinnen wären nicht geschickt genug? Exp. Grosch: Doch; aber sie müßten unbedingt längere Zeit lernen, bis sie es verstehen würden.

Vorsitzender: Welches Material kommt dabei zur Verwendung? Exp. Grosch: Meist Schweinsborsten. Die Kleiderbürsten sind lauter Schweinsborsten. Die weichen Bürsten sind von Bockhaaren. Daneben kommen auch Biber- und Roßhaare, aber weniger, vor.

Vorsitzender: Wird dieses Material vorher desinficirt? Exp. Grosch: Nein. Es sind schon mehrere Milzbrandvergiftungen vor-