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gekommen, aber es ist noch nichts in dieser Sache geschehen. Wir haben wiederholt Beschwerde geführt ; der Landessanitätsrath hat sich mit dieser Frage im Vorjahre in den Monaten Juni und Juli in seinen Sitzungen beschäftigt. Auch die Genossenschaft ist eingeschritten, aber geschehen ist noch nichts. In den letzten zwei Jahren sind derartige Erkranknngsfälle nicht vorgekommen, aber früher haben wir in einem Jahre vier Milzbrand - kranke Personen gehabt.

Vorsitz e n der: Kommen auch andere, insbesondere Hautkrankheiten vor? Exp. Grosch: Wenig. Eine Frau mußte an der Brust operirt werden, da ist der Milzbrand äußerlich aufgetreten.

Vorsitzender: Beim Einziehen ist es nicht so gefährlich wie beim Herrichten? Exp. Gros ch: Nein. Beim Herrichten kann man sich sehr leicht durch den Kamm verletzen und eine Blutvergiftung zuziehen.

Vorsitzender: Sie sagen, die Arbeit ist meist im Accord. Was ist die Grundlage der Berechnung? Exp. Grosch: Als die Grundlage wird die Zahl von 1000 Bürstenlöchern angenommen. Bein: Borsten- herrichten wird den Männern, die das im Accord machen, per Kilogramm gezahlt.

Vorsitzender: Und die Arbeiterinnen? Experte G r o s ch : Solche gibt es nur in einem Betrieb, und die sind, so viel mir bekannt ist, im Taglohn. Es sind dort nur drei, vier Arbeiterinnen. Die machen aber die Bürsten nicht ganz fertig, sondern machen nur bestimmte Arbeiten daran.

Vorsitzender: Kommt der Taglohn auch bei anderen Arbeiten vor? Exp/Grosch: Bei Arbeiterinnen nicht, so viel mir bekannt ist.

Vorsitzender: Bei der Pinselherstellung ist die Arbeit verschieden von der eben angeführten? Exp. Grosch: Da muß man die Haare auslösen, herausziehen, mit Spagat umbinden und mit Leim umgeben. Bei der eigentlichen Erzeugung aber werden nicht Frauenzimmer, sondern nur Männer beschäftigt.

Vorsitzender: Da haben also die Arbeiterinnen nur die ge­lockerten Haare auszuziehen, zu binden und zu leimen? Exp. Grosch: Ja.

Vorsitzender: Wie viel Bürstenerzeugnngsbetriebe gibt es in Wien? Exp. Grosch: 157 mit einem Gesammtarbeiterstand von 358 Personen.

Vorsitzender: Wie vertheilen sich da die weiblichen und die männlichen Arbeiter innerhalb eines Betriebes? Exp. Grosch: Wir haben drei größere Betriebe, wo circa 40 bis 50 weibliche Hilfsarbeiterinnen beschäftigt sind. Die übrigen vertheilen sich zu einer, zwei, drei bei Klein­meistern. In den einzelnen Betrieben sind aber immer mehr Männer als Frauen beschäftigt.

Vorsitzender: Es scheint also, daß nicht viele Arbeiterinnen in dieser Branche zur Verwendung kommen können? Exp. Grosch: Das könnten schon mehr sein, nur ist es hier nicht so entwickelt. In der Provinz, in Mährisch-Trübau oder in Rothwasser, kommt es häufig vor, daß mehr Frauen als Männer in einem Betriebe sind.

Vorsitzender: Gibt es auch Heimarbeiterinnen? Experte Grosch: Ja,' ihre Zahl dürfte sich meiner Berechnung nach auf 60 bis 70 belaufen. Auch diese beschäftigen sich mit dem Einziehen der Borsten und bekommen die Bürsten und den Draht vom Meister. Sie arbeiten ebenfalls im Accord und werden auch per 1000 Löcher bezahlt.

Vorsitzender: Kennen Sie die Accordsätze? Exp. Grosch: Im Betriebe bekommen die Frauen einen höheren Lohn. Das kommt daher, weil die Frau zu Hause arbeiten kann, wie sie will. Sie nimmt ein Dutzend nach Hause und arbeitet, wenn sie ihre häuslichen Arbeiten verrichtet hat.