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Vorsitzender: Haben Sie als Vorgesetzten einen Werkführer? Exp. Nr. 89: Wir haben nur eine Werkführerin, die im Wochenlohn ist und auch die Arbeit unter uns vertheilt. Nur die Postarbeit vertheilt der Herr selbst.

Vorsitzender: Was hat die Werksührerin zu thun? Expertin Nr. 89: Sie hat die Aufsicht zu fuhren, Postarbeit, falls der Herr ab­wesend ist, zu vertheilen und die Lehrmädchen zu unterrichten. Dafür bekommt sie fl. 6; das ist der höchste Lohn, der bei uns existirt.

Vorsitzender: Können Sie sich erinnern, was Sie durchschnittlich als Wochenlohn eingenommen haben? Exp. Nr. 89: sl. 4. Es kommt auf die Zeit an. Dann gibt es auch Wochen, wo Feiertage sind. Aber der Turchschnittslohn dürfte sich auf fl. 4, 4'20, 4'30 belaufen. Man kann zwar noch mehr verdienen, da müßte man aber unmenschlich arbeiten. Das kann nicht Jede aushalten.

Vorsitzender: Haben Sie oft über fl. 4 verdient? Expertin Nr. 89: Gewöhnlich, wenn eine ganze Woche und bessere Arbeit war.

Vorsitzender: Gehören Sie zu den besseren Arbeiterinnen? Exp. Nr. 89: Ja.

Vorsitzender: Wie ist die Behandlung seitens der Vorgesetzten? Exp. Nr. 89: Gut und sie läßt nichts zu wünschen übrig.

Vorsitzender: Mußten Sie Geschenke geben? Expertin Nr. 89: Nein.

Vorsitzender: Wie ist es mit dem Vocal? Sind Sie mit den Borstenvorarbeitern in demselben Local? Exp. Nr. 89: Nein. Wir haben ein schönes Local, bestehend aus zwei Zimmern, Vorzimmer und Küche. Das ist der ganze erste Stock. Da sind zehn Arbeiterinnen. Die Politire- rinnen sind extra.

Vorsitzender: Wird bei Ihrer Arbeit Staub erzeugt? Expertin Nr. 89: Es werden die Bürsten mit Knochenmehl eingestaubt, damit sie recht schön weiß werden. Daher rührt der Staub.

Vorsitzender: Wie ist es mit der Reinigung des Locals? Exp. Nr. 89: Alle Wochen müssen wir das Local reinigen. Da machen wir Samstag schon um 5 Uhr, und wenn die Fenster geputzt werden, um bsö Uhr Feierabend. Wenn Feiertage kommen, muß die ganze Wohnung gereinigt werden.

Vorsitzender: Wozu dient das Vorzimmer und die Küche? Exp. Nr. 89: Früher war das Local die Wohnung des Herrn. Voriges Jahr waren 20 Arbeiterinnen, da waren beide Zimmer besetzt, jetzt arbeiten wir zehn in einen: Zimmer mit zwei Fenstern, welches für uns gerade genügt.

Vorsitzender: Wird im Winter ordentlich geheizt? Expertin Nr. 89: Ja. Im Sommer ist gute Luft; die Fenster gehen aus den Hof. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Wir haben nur eine Mittagspause. Seit kürzester Zeit dürfen wir uns da nicht im Arbeitslocal aufhalten. Es wird zu Mittag gesperrt. Ich wohne zwar nicht nahe eine halbe Stunde weit aber ich verkürze den Weg auf eine Viertelstunde und gehe nach Haufe. Wohin die klebrigen gehen, die z. B. in Breitensee n. s. w. wohnen, weiß ich nicht. Während der Arbeit nehme ich auch etwas zu mir. Zu Hause nehme ich Wurst oder auch etwas Warmes, wie Suppe, Zuspeise, zu nur. Wenn es recht heiß ist, wird man von: schnellen Gehen ohnedies erhitzt, so daß ich mich nicht nach etwas Warmen: sehne. Nach Hause muß ich aber gehen, weil ich nirgends hinzugehen habe.

Vorsitzender: Eine Greißlerei oder Anskocherei ist nicht in der Nähe? Exp. Nr. 89: In eine Auskocherei gehe ich nicht.

Vorsitzender: Müssen auch die Männer das Local verlassen? Exp. Nr. 89: Ja.