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wird Nachmittags drei bis vier Stunden gearbeitet; da gibt man die Ziegel in die Stellagen; da muß ich manchmal dem Manne helfen, damit er früher fertig wird.

Dr. Verkauf: An einem Feiertag arbeiten Sie den ganzen Tag?

Exp. Nr. 90: Bei uns arbeiten wir nicht, das thut der Mann; damit er nicht am Sonntag hingehen muß, werden die Ziegel auf den Stellagen zum Trocknen aufgestellt, damit die Einschieber sie wegführen und wir am Montag wieder arbeiten können.

Dr. Verkauf: Sie haben auch eine Wohnung? Exp. Nr. 90: Ja.

Dr. Verkauf: Von wem ist sie beigestellt? Exp. Nr. 90: Vom Herrn.

Dr. Verkauf: Haben Sie für dieselbe etwas zu zahlen? Expertin Nr. 90: Wir wissen nicht, ob nicht der Herr etwas dafür abzieht; darüber können wir nicht fragen. Nur von dem Krankengeld wissen wir, daß es abgezogen wird.

Vorsitzender: Bekommen Sie Werkzeuge? Exp. Nr. 90: Wenn wir anfangen, bekommen wir die Werkzeuge, die wir brauchen.

Vorsitzender: Bekommen Sie Holz oder Kohle zur Beheizung?

Exp. Nr. 90: Wir bekommen schon Kohle, aber so weich! Wenn man sie in den Herd gibt, glaubt man manchmal zu ersticken. Im Fenster ist das Loch nicht größer als drei Handflächen; und im Sommer muß man doch wie im Winter heizen. Die Beleuchtung müssen wir selber kaufen. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Wir wohnen zwei Familien in einem Zimmer, das sechs Meter lang und vier Meter breit ist; dasselbe hat drei Fenster, aber sehr kleine, und eine Thür. Wir wohnen auf dem Boden; gerade so wie ein Vogelhäusel ist es gemacht. Unsere Familie besteht aus mir, meinem Mann und dessen Bruder und noch Einem oder Zweien; die andere Familie sind drei Personen, also zusammen acht Leute.

Vorsitzender: Haben Sie da einen Herd? Exp. Nr. 90: Ja. Wenn wir nach Hause kommen, muß ich schnell in der halben Stunde Feuer machen.

Vorsitzender: Wie halten Sie es im Winter aus bei dem schlechten Beheizungsstofse, bei dem Gestank und Rauch? Exp. Nr. 90: Man muß es halt aushalten, wenn man auch nicht will!

Vorsitzender: Können Sie die Fenster aufmachen? Ist Glas darin? Exp. Nr. 90: Ja. Aber das Loch ist nur drei Hände breit; das Fenster selbst ist größer.

Vorsitzender: Haben Sie da Licht genug? Exp. M. 90: Ja, bei Tag ist Licht genug, weil es hoch ist.

Vorsitzender: Wie viel Betten haben die acht Personen? Exp. Nr. 90: Vier Betten; da schlafen immer zwei Personen miteinander.

Vorsitzender: Können Sie sich in dem Zimmer noch ordentlich umdrehen? Exp. Nr. 90: Ein großer Platz ist natürlich nicht.

Vorsitzender: Wo waschen Sie sich? Exp. Nr. 90: Im Zimmer. Wenn es Winter ist, kann man sich natürlich nicht draußen waschen.

Vorsitzender: Alle durcheinander, Männer und Frauen? Exp. Nr. 90: Ja.

Vorsitzender: Können Sie uns sonst noch etwas über diese Dach­wohnung sagen? Hat sie einen Plafond, der vom Dach gebildet wird?

Exp. Nr. 90: Ja.

Vorsitzender: Wohnen in dem Hause, wo Sie sind, zu ebener Erde auch Arbeiter? Exp. Nr. 90: Ja. ^

Vorsitzender: Ich habe selbst eine große Reihe von Wohnungen dort gesehen, aber solche Dachwohnungen sah ich nicht. Exp. Nr. 90: O ja, es sind schon Wohnungen dort oben.