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Engel: Sie haben gesagt, daß der Lohn herabsinkt. Wann ist dies der Fall? Exp. Na der: Wenn die Arbeitszeit durch den früheren Ein­tritt der Dunkelheit verkürzt wird.

Dr. Frev: Wie lange dauert die Saison beim Baugewerbe? Exp. Nader: Man kann sagen, von März bis Mitte December. Eigentlich geht es nur bis Mitte October, aber dann bricht die Arbeit nicht so plötzlich ab, und auch im Jänner und Februar wird schon gearbeitet, zum Beispiel Temolirungsarbeiten. Am wenigsten ist im Jänner zu thun.

Dr. Brezina : Kommt es auch vor, daß die Leute Material auf den Bau zu führen haben? Exp. Nader: Das ist bei den Küselarbeiten der Fall, bei Adaptirungen.

Dr. B!- ezina: Wer zieht da den Wagen? Exp. Nader: Das müssen die Leute selbst thun.

Dr. Bi- ezina: Fangen die in solchen Fällen vor 7 Uhr zu arbeiten an, oder kommen sie erst um 7 Uhr auf den Werkplatz? Exp. Nader: Wenn das Material vom Werkplatz weggeführt werden muß, so muß man trachten, daß man um 7 Uhr schön am Arbeitsorte ist. Man muß also früher in die Arbeit gehen. Es kommt vor, daß das nicht so genau genommen wird, und daß man erst um 7 Uhr auf dem Platze eintrifft, das hängt von dem Unternehmer ab.

Dr. Brezina: Bekommen die Leute die Ueberzeit bezahlt? Exp. Nader: Nein.

Dr. Brezina: Wir haben bei einem ähnlichen Gewerbe gehört, daß die weiblichen Arbeitskräfte den Wagen ziehen müssen und die männlichen nur mitgehen und allenfalls antanchen. Exp. Nader: Das ist bei uns auch so. Die männlichen schmalzen sich gewöhnlich ab. Wenn aber Einer ein besseres Gefühl für seine Mitmenschen hat, so hilft er mit.

Engel: Wenn es im Laufe des Tages zu regnen anfängt, wird da der ganze Tag gezahlt? Exp. Nader: Wenn es nicht drei Stunden sind, respective die Hälfte von einem halben Tag, so werden nur die Stunden gezahlt. Trifft es sich aber, daß mitten in einer Stunde die Arbeit abgebrochen werden muß, so muß der Arbeiter die halbe oder drei Viertelstunden ver­lieren. Nur wenn eine Stunde voll gearbeitet wird, bekommen sie dieselbe gezahlt. Wenn es den ganzen Tag regnet, bekommen sie natürlich nichts.

Dr. Ofner: Was haben die Mörtelanmacherinnen zu thun ? Experte Nader: Der Mörtel wird sin einem aus Pfosten hergestellten Gefäße bereitet und wird gerührt. Das ist eine sehr anstrengende Arbeit. Es wird nicht immer gerührt, sondern auch ausgesetzt. Wenn aber schwarzer Mörtel mit hydraulischem Kalk angemacht werden muß, so können nur kleine Quali­täten angemacht werden.

Dr. Ofner: Ist das Ueber-die-Leiter-gehen gefährlich? Experte Nader: Gewiß.

Dr. Ofner: Wissen Sie, daß Unfälle vorgekommen sind? Experte Nader: Die Menge. Die Frau steigt aus einer gewöhnlichen Leiter ohne jede Handhabe hinauf. Es kommt häufig vor, daß die Sprossen der Leiter sich drehen, und da kann sie leicht herunterstürzen, oder es fällt ihr das Schaffet herunter und verletzt eine andere.

Vorsitzende: Ist unter diesen Arbeiterinnen ein großer Theil aus Wien? Exp. Nader: Von Wien sind sehr wenige, die meisten sind aus Südböhmen und der Oedenburger Gegend.

Vorsitzender: Mit welchem Alter werden die Frauen verwendet? Exp. Nader: Schon mit 14 Jahren. Aber ich möchte nicht schwören, daß jede schon 14 Jahre alt ist. Die müssen dieselbe Arbeit machen wie die anderen.

Dr. Frey: Was verdienen sie sich durchschnittlich mit Berücksichtigung der Regentage? Exp. Nader: Die Mörtelanmacherinnen fl. 4 bis 5,