Werkstätte. Auch im ersten Stock sind Räumlichkeiten. In diese kommt der Geruch weniger hinauf. Unten sind in einem Saale die Druckerinnen, Walzerinnen und Streckerinnen. Bei den Prägerinnen ist erst kürzlich ein Unglück passirt. Es macht nämlich Eine die Löcher und die Andere die Prägung, und da muß sie schauen, daß sie der Anderen nachkommt. Dabei wurde ihr vom Mittelfinger ein ganzes Glied weggezwickt. Es ist nämlich das Stockerl zu hoch, und deswegen konnte sie die Schutzvorrichtung nicht anwenden.

Wittelshöfer: Haben alle Arbeiterinnen in den verschiedenen Kategorien mit Händen und Füßen zu arbeiten? Exp. U: Es ist dies der Fall bei den Streckerinnen, Druckerinnen und Prägerinnen. Es ist da eine Art Hebel, auf den sie sich mit dem ganzen Körpergewicht darauf legen müssen.

Wittelshöfer: Wie viel Tritte muß sie täglich machen? Exp. U: Wenn sie pro Tag 25.000 Stück preßt, so macht sie 25.000 Tritte. Bei jedem Stück muß sie die Maschine ein- und ausschalten. Jede Presserin hat täglich ein bestimmtes Quantum, eine bestimmte Aufgabe fertigzustellen.

Wittelshöfer: Sind diese 25.000 Stück die Aufgabe? Exp. U: Nein, aber wenn sie zum Beispiel nur 16.000 oder 18.000 Stück macht, so ist das zu wenig, und sie bekommt eine Strafe. Denn je mehr sie macht, desto lieber ist es natürlich dem Herrn.

Dr. Hainisch: Muß sie da immer mit demselben Fuß treten? Exp. : Sie tritt gewöhnlich gleichzeitig mit beiden Füßen. Sie sitzt bei der Arbeit und hält die Füße in die Höh', und wenn sie einschaltet, tritt sie mit beiden Füßen d'rauf. Exp. Nr. 103: Ich war 10/2 Jahre in dieser Fabrik beschäftigt, und zwar bis zum Jahre 1894, jetzt bin ich zu Hause. Es waren damals dort vielleicht 100 Personen beschäftigt. Exp. 4,: Zu dieser Zeit war die Fabrik noch nicht so groß. Damals war der zweite Stock noch nicht aufgebaut. Exp. Nr. 103 : Auch damals waren größtenteils Frauen und nur sechs Männer beschäftigt. Auch waren sehr viele junge Arbeiter von 14 Jahren aufwärts. Wie viel solche jugend­liche Arbeitskräfte in der Putzern und Färberei beschäftigt waren, kann ich nicht sagen, aber es waren sehr viele. Wie ich in die Fabrik gekommen bin, war ich zuerst beim Drucken. Da waren über 50 Druckerinnen und 20 jugend­liche Arbeiter. Wir hatten dort Dampfbetrieb. Nach Hause konnte keine Arbeit gegeben werden. Die Arbeiterinnen sind gewöhnlich Arbeiterkinder. Die jungen Mädchen sind eigentlich keine Lehrmädchen. Sie besorgen meistens das Aufstecken oder das Aufmachen der Kapseln, das braucht man ihnen blos zu zeigen, und sie können es schon machen. Die verschiedenen Arbeiten erlernen sie natürlich erst mit der Zeit. Jetzt sind schon Maschinen zum Ausmachen. Beim Aufmachen kommen 15 bis 20 Kapseln zusammen, die werden abgeschnitten, und da muß man sie aufmachen. DaA ist keine sehr leichte Arbeit. Da werden Einen die Finger bis auf's Bein offen. Ich war selbst bei dieser Arbeit. Wie viel man da machen muß, kann ich nicht zusammenzählen. Wenn eine Druckerin 18.000 bis 19.000 Kapseln macht, so muß eine Aufmacherin die Kapseln, welche sechs Druckerinnen verarbeiten, ausmachen. Auch eine jugendliche Arbeiterin muß die Arbeit von sechs Druckerinnen bestreiten. Wenn sie es nicht kann, so bekommt sie weniger gezahlt. Die sogenannten Lehrmädchen arbeiten theils im Accord, theils im Taglohn. Arbeitsvermittlung haben wir keine, sondern wir gehen nachfragen. Da kommen sehr viel Leute hin. Das ganze Jahr stehen immer 5 bis 10 und auch mehr vor dem Thor, besonders in der Zeit, wo mehr zu thun ist, das ist im Frühjahr und gegen Weihnachten. Wenn diese Zeit vorüber ist, werden sie entlassen. Meist gehen sie auch selbst weg, weil sie sehr wenig verdienen. Es ist überhaupt dort ein sehr starker Wechsel. Es sind sehr wenig Arbeiter, die dort jahrelang arbeiten. In der Druckerei sind vielleicht