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großen Feiertagen, wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Besonders also um diese Zeit arbeiten die Leute oft bis 12 Uhr Nachts, es kommt sogar vor, daß sie die ganzen Nächte durcharbeiten. In: Sommer gibt es dagegen Zeiten, wo sie sehr wenig oder auch zeitweise gar nichts zu thun haben, ausgenommen für den Export. Nebst der langen Arbeitszeit sind die Arbeiterinnen in diesen Nähereien auch noch schlecht entlohnt. Sie bekommen die ganze Verpflegung und in der Regel einen Monatslohn von fl. 4, 5, 6 bis 9, ein Lohn, der meiner Ansicht nach mit der großen Arbeit, die sie leisten müssen, nicht im Einklänge steht. Vor einem Jahre wurden in Folge einer Anzeige von Seite des löblichen Gewerbe-Jnspectorats Jnspicirnngen in einer Näh- anstalt vorgenommen, wo besonders crasse Zustände herrschten. Es sind dort nach dem Aussprnch der Aerzte in Folge Ueberarbeitung Erkrankungen von Mädchen vorgekommen, sogar einzelne Sterbefälle. Es ist mir aber mitgetheilt worden, daß die Verhältnisse sich trotz der Jnspection nicht gebessert haben. Was die Hausarbeiterinnen anbelangt, so sind die Verhältnisse genau so wie bei den anderen Branchen. Die Leute arbeiten von zeitlich in der Früh bis spät in die Nacht. Sie verdienen allerdings etwas mehr als die anderen Kategorien, aber nur aus dem Grunde, weil sie so lange arbeiten und weil sie etwas unabhängig sind. Sie stehen ferner mit den Arbeitgebern direct in Verbindung, während in den Nähereien die Zwischenmeisterin noch einen gewissen Antheil am Arbeitslohn einsteckt. (Ueber Befragen.) Daß unter den Hausarbeiterinnen auch solche Frauen sind, die es nicht nöthig Hütten, zu arbeiten, könnte ich gerade nicht sagen, ich habe es nicht wahrgenommen. Es sind darunter viele verheiratete Frauen, die das Handschuhnähen gewissermaßen als Nebenverdienst betreiben. Sie nähen nach Beendigung der häuslichen Arbeit, selbst in der Zeit, wo die anderen Familienmitglieder schlafen. Ich glaube aber nicht, daß das irgend einen Druck auf den Lohn macht.
Vorsitzender: Sind die Mädchen in den Nähanstalten bei der Genossenschafts-Krankencasse? — Exp. Dobrovojevics : Nein, sie sind nicht bei der Genossenschafts-Krankencasse. Die Leute, die sich mit der Näherei im Großen befassen, waren vor zwei, drei Jahren überhaupt bei keiner Krankencasse. Erst durch verschiedene Anzeigen ist eine Aenderung eingetreten; die Leute haben sich darum kümmern müssen, daß sie die Mädchen einschreiben lassen, und so sind sie jetzt bei der Bezirks-Krankencasse, nicht aber bei der Genossenschafts-Krankencasse. Es dürste auch möglich sein, datz die Eine und die Andere überhaupt bei keiner Krankencasse ist; Alle können wir nicht eruiren, weil das Unwesen mit der Näherei so überhand nimmt. Die Leute sehen, daß es rentabel ist, und ich kenne einen Fall, wo sich Einer sogar ein ziemliches Vermögen erworben hat. Die Leute gehen nun auf demselben Pfad weiter und glauben sich auch ein kleines Vermögen erwerben zu können.
Dr. Frey: Wissen Sie, wie viele solche Nähanstalten in Wien sind? — Exp. Dobrovojevics: Ich schätze sie auf ungefähr acht bis zehn mit beiläufig 100 Arbeiterinnen.
Dr. Frey: Bedarf es einer gewissen Zeit, um die verschiedenen Arbeiten, das Tambouriren, Steppen und Nähen, zu erlernen? — Experte Dobrovojevics: Ja, aber im Allgemeinen gibt es wenige Lehrmädchen, auch in der Fabrik sind keine Lehrmädchen. Die Arbeiterinnen, sowohl in der Fabrik, als auch bei Kleinbetrieben, kommen sehr zahlreich aus Böhnren, welches überhaupt das größte Contiugent von Arbeiterinnen stellt. Man lernt gewöhnlich so, daß man zu einer Hausarbeiterin geht und ihr fl. 5 bis fl. 15 zahlt und ungefähr 14 Tage lernt; dann hat man halbwegs die nothwendigen Handgriffe erlernt, um einen Handschuh zusammenzustellen. Freilich kann das Mädchen den Handschuh nicht so herstellen, daß er in Ordnung ist, das erfordert eine gewisse Praxis. Es kommt in den Nähereien