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Leider wird die Geschicklichkeit nicht so entlohnt, wie es zu verlangen wäre. Die Mädchen bekommen für das Dutzend tambouriren 18 kr., verdienen also bei einer zwölfstündigen Arbeitszeit fl. 1 bis l'IO. Es gibt auch solche, welche weniger machen, 40 bis 50 Paar, auch solche, welche nur 85 Paar täglich zusammenbringen. Eine zweite Kategorie sind die Näherinnen, deren Zahl sehr groß ist, eine dritte sind die Stepperinnen. Im Ganzen werden circa 800 Arbeiterinnen bei dem Fache beschäftigt sein; die Mehr­zahl sind Näherinnen. Der technische Vorgang ist folgender: Das Leder bekommen wir von der Gerberei, gegerbt und gefärbt. Die Handschuhmacher müssen das Fell in einen Stein einspannen und dünn machen und das Fleisch, welches noch auf dein Felle ist, Herunterschaben. Dann werden aus dem Felle die Handschuhe herausgeschnitten und die einzelnen Stücke in die Länge gezogen. Schließlich kommen diese in eine Maschine, welche die Finger hinein- schneidet. Dann ist die Arbeit des Mannes erledigt, und der Handschuh übergeht in die Hand der Näherin, die die verschiedenen Theile zusammen­näht und den Handschuh fertig macht. Dann unterscheidet man noch eine leichtere Arbeit, das sogenannte Ausfertigen. Das besteht darin, daß der Schlitz eingefaßt wird, Knopflöcher gemacht und Knöpfe angenäht werden. Das ist Alles Handarbeit.

Vorsitzender: Wird in den großen und kleinen Betrieben verschieden gearbeitet? Inwiefern kommt Hausarbeit vor ? Exp. Dobrovojevics: Hausarbeit ist in großer Menge vorhanden. Von den circa 800 Arbeiterinnen sind nach meiner Berechnung ungefähr 100 Arbeiterinnen in Werkstätten bei Meistern beschäftigt. Außerdem gibt es noch sogenannte Zwischenhändler oder Sitzgesellen, die sich in großem Maßstabe mit der Handschnhnäherei beschäftigen. Sie nehmen Arbeit von den Meistern und haben Mädchen angestellt, welche diese Arbeit fertig machen. In diesen sogenannten Näh- anstalten sie verdienen eigentlich nicht diesen Namen, weil sie nicht wie Nähanstalten eingerichtet sind sind nach meiner Berechnung wieder ungefähr 100 angestellt. Die anderen, es dürften circa 500 sein, sind Haus- arbeiterinnen, die in ihrer Wohnung arbeiten, ihre eigenen Maschinen haben, die sich Seide, Zwirn u. s. w. selbst kaufen, die Arbeit direct vom Merster oder Fabrikanten nehmen und ihm selbst liefern. Wir haben einen einzigen großen Betrieb in dieser Branche, sonst besteht sie hauptsächlich aus kleinen Gewerbetreibenden. Wenn ein Fabrikant 20 Leute hat, Zuschneider und Näherinnen zusammengenommen, so ist das bei uns schon ein großer Betrieb. Wir haben, wie gesagt, nur eine große Fabrik, in der circa 160 Leute beschäftigt sind. Von diesen sind ungefähr 60 Näherinnen, und zwar 50 in der Fabrik und 10 Hausarbeiterinnen.

Vorsitzender: Wie verhalten sich die Löhne in den Nähanstalten zu denen in den Werkstätten? Exp. Dobrovojevics: Die Arbeite­rinnen, welche bei Meistern arbeiten, sind theils pro Woche, theils nach Stück bezahlt. Im Durchschnitt dürften sie fl. 5 bis 6 verdienen. Bei dem großen Fabrikanten, wo meist Accordarbeiterinnen sind und nur wenige, welche pro Woche bezahlt werden, beträgt der höchste Lohn ungefähr fl. 7 Pro Woche, der niedrigste fl. 8. Die Verhältnisse in den Nähanstalten sind, ich möchte sagen, unleidlich. Die Unternehmer sind zumeist aus Böhmen eingewandert. In Böhmen wird bekanntlich die Handschuhnäherei in großem Maßstabe betrieben, sehr viele Handschuhmacher schicken die Handschuhe nach Böhmen zum Nähen. Das haben sich die Leute zum Vortheile gemacht, lassen sich Mädchen direct von Böhmen kommen, zahlen ihnen die Reise und machen ihnen noch viele Versprechungen, die sie dann nicht so genau einhalten; denn wenn die Mädchen einmal hier sind, müssen sie sich fügen. In diesen Nähanstalten ist, wie mir bekannt ist, eine außerordentlich lange Arbeitszeit. Sie dauert von 5 bis 6 Uhr Früh bis 9, 10, auch 2 Uhr Nachts, besonders in der Saison, das heißt im Frühjahr, im Herbst oder vor den