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vor. Die Arbeitsräume sind gut, bis auf zwei, wo die Beize gemacht wird und die Schleiferei. Als seinerzeit der Gewerbe-Jnfpector dort war, wurde ihm gesagt, daß eine Ventilation eingerichtet wird, sie ist aber nicht gemacht worden. Das war im vorigen Jahre, seitdem ist aber nichts geschehen. Was die Reinigung betrifft, ist, so lange ich dort war, nur einmal ausge­waschen und die Fenster geputzt worden. Ausgekehrt wird jeden Tag. Das macht der Hausdiener, und zwar nach Feierabend. Gelüftet wird in der Früh während der Arbeit. Im Winter kommt es darauf an, ob den Arbeitern frische Lust angenehm ist oder nicht. Der Vorgesetzte ist ein Werkführer. In Bezug auf die Sittlichkeit ist nichts zu sagen,'auch die Behandlung ist eine ziemlich gute. Männer und Frauen arbeiten in der Werkstätte zusammen. Es kommt da nichts Ungehöriges vor. Es sind mehr ledige als verheiratete Arbeiterinnen. Eine lebt im Concubinate. In der Früh bringen sich die Frauen Kaffee in Flaschen mit und ein Stück Brot. Das essen sie zu Mittag. Einzelne lassen sich Suppe oder Gemüse holen. Es kommt nicht vor, daß sie ini Sommer vielleicht einmal auf's Land hinausgehen. In der Organi­sation stehen die Frauen nicht, weil sie die Maßregelung fürchten.

Vorsitzende: Ist etwas vorgekommen, woraus man schließen könnte, daß der Herr so gegen sie vorgehen würde? Exp. tz: Ich könnte mich nicht erinnern, daß eine Maßregelung vorgekommen ist. Sie sind aber so furchtsam.

Dr. Ofner: Warum sind Sie weggegangen? Exp. H: Weil die Ban- und Ornamentenspenglerei aufgelöst ist. Ich möchte noch Einiges bemerken über die Erzeugung von Conservenbüchsen. Die Saison in diesem Zweige dauert im Jahre fünf, sechs bis sieben Wochen. Da werden 300.000 bis 000.000 Büchsen erzeugt, welche in sechs bis sieben Wochen geliefert werden müssen. Bis vor etwa drei Jahren war die Herstellung dieser Büchsen eine ziemlich complicirte. Jetzt wird aber der Boden der Büchsen mit einer Maschine gemacht. Diese Maschine bedient ein Hilfsarbeiter, und so machen den größten Theil der Arbeit, den früher Arbeiter gemacht haben, heute Frauen. Nur beim Löthen sind noch Spengler beschäftigt. Sonst sind die Männer fast vollständig verdrängt.

Dr. Hainisch: Diese Arbeit wird ja für die Armee gemacht. Warum ist da eine Saison? Exp. H: Die Fabrik ist die von W. im Südwesten Wiens. Es werden dort alle möglichen Eonservenbüchsen gemacht. Im Frühjahre kommen nun Bestellungen für die Armee, weil die Con- serven bei den Manövern aufgebraucht werden, und im Frühjahre werden sie wieder ergänzt.

Dr. Ofner: Werden die Frauen bei dieser Fabrikation nur für die wenigen Wochen aufgenommen und dann wieder entlassen? Exp. H: Ja.

Dr. Ofner: Was machen die während der anderen Zeit? Exp. H: Viele sind bei ihren Eltern und warten schon aus diese Zeit; Andere wieder haben eine andere Beschäftigung und sind eben während dieser Zeit beschäftigungslos und gehen daher zu dieser Arbeit. Sie verdienen fl. 4 bis 4-50.

Exp. Drechsler: Ich möchte da auch etwas bemerken. So lange die Büchsen nicht mit der Maschine gemacht wurden, wurden die blähte gelöthet, was heute wegfällt. Diese Arbeit haben früher 40 bis 50 Spengler­gehilfen gemacht, ja es sind sogar kleine Spenglermeister von Böhmen gekommen und haben sich an dieser Arbeit betheiligt. Diese Arbeit fällt jetzt weg, und das Uebrige machen die Maschinen und die Frauen, und diese bekommen dafür höchstens sl. 5.

Dr. Verkauf: Wie wird der Lohn berechnet? Exp. tz: Früher waren Zuschneider, Zurichter, Falzer, Nahtlöther, Siethner,^ die wurden alle separat bezahlt. Die Böden sind von den Frauen eingefaßt und dann wieder vom Spengler gelöthet worden. Diese haben durchschnittlich fl. 18,

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Fraueii-Enquöte.