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ich nur fl. 2 verdient hätte. Da hat er zum Herrn, mit dem er in Freundschaft ist, gesagt:Lassen wir sie bis Samstag, ich stelle sie halt zu irgend einer Arbeit hin." Der Werkführer ist hingegangen und hat es dort, wo sie die Löffel feilen, erzählt. Eine Collegin hat mir gesagt:Du bekommst das Buch und wirst Samstag entlassen." Bevor ich Samstag entlassen werde, gehe ich lieber gleich von selbst und bin Dienstag weg­gegangen.

Vorsitzender: Das war ungeschickt, Sie hätten es auf die Ent­lassung ankommen lassen sollen. Exp. Nr. 100: Der Werkführer hat am Dienstag das Geld von mir gefordert. Ich habe gesagt:Ich kann es nicht zahlen, ich weiß ohnehin, daß ich Samstag entlassen werde, weil ich es gehört habe." Ich hatte ihm das Geld für Samstag versprochen; aber er hat ja gewußt, daß ich ihm nicht Alles geben kann, weil mein Lohn dafür nicht ausreicht.

Vorsitzender: Sie waren schon früher von Bachmann weg; weshalb sind Sie das letzte Mal weggeblieben? Exp. Nr. 100: Wegen schlechten Verdienstes. Am letzten Freitag, wie ich hier herin war, habe ich mir nur ein paar Kreuzer verdient, weil ich lauter schlechte Waare gehabt habe. Sonntag ist es in der Zeitung gestanden, und da ist der Herr ein paarmal in die Werkstätte gegangen und hat verdrießliche Gesichter gezeigt und der Werkführer auch. Die Colleginnen haben gesagt:Das hättest Du nicht thun brauchen." Ich habe gesagt:Ich war's nicht."

Dr. Hainisch: Haben Ihre Colleginnen nicht gewußt, daß Sie hieher gehen? Exp. Nr. 100: Nein, aber das Ganze hat auf mich gestimmt, weil darin gestanden ist, daß mein Kind ein Krüppel ist.

Vorsitzender: Auch weil die Werkstätte als eine ehemalige Kegelbahn bezeichnet wurde? Exp. Nr. 100: Der Herr hat zum Werk­führer gesagt:Das ist keiue Lüge, daß die Werkstatt einmal eine Kegel­buddel war; aber hereinregnen thut es nicht." Es regnet aber wirklich hinein. Für jede Kleinigkeit muß man Strafe zahlen; macht man den Schuber vom Kessel nicht zu, läßt man das Wasser hinaus, 20 kr., kommt man am Montag und sagt, es ist Einem schlecht, 50 kr.

Vorsitzender: Warum sind Sie am Samstag nicht in die Arbeit gekommen? Exp. Nr. 100: Der Hausherr hat sämmtlichen Parteien gekündigt.

Vorsitzender: Haben Sie sich freigebeten? Exp. Nr. 100: Ja; ich habe dem Werkführer gesagt:Ich werde wahrscheinlich nicht kommen können, ich habe etwas zu thun." Der Herr hat besonders das betont wegen des Feuermachens; da hat mich die Frau Baronin Vogel­fang darüber gefragt.

Vorsitzender: Ich glaube nur wiederholen zu müssen, daß die Commission sich verpflichtet fühlt, in solchen Fällen, wo es zur Entlassung kommt, einzugreifen. Wir werden auf die eine oder die andere Art dafür Sorge tragen, daß Sie wieder Brot und Arbeit bekommen. Es kann bei dieser Gelegenheit nur auf das zweideutige Spiel hingewiesen werden, welches die Gegner dieser Enquöte treiben. Wenn wir entlassene Arbeiter vernehmen, wird gesagt, daß dieselben naturgemäß zu Ungunsten der Unternehmer aus­sagen. Vernehmen wir im Betrieb Befindliche, so laufen sie Gefahr, ent­lassen zu werden. Ich ersuche nunmehr Herrn Experten Ludwig, uns über das Pfaidlergewerbe Mittheilungen zu machen.

Experte Jgnaz Ludwig: Ich muß vorausschicken, daß ich schon seit mehreren Jahren nicht in einem Fabriksbetrieb beschäftigt bin, sondern bei Confeetionären, welche nur im Hause zuschneiden lassen, im Stücklohn arbeite. Ich bin speciell nur vom Krägen- und Manschettenfach. Die Waare wird zugeschnitten, hieraus kommt sie zur Näherin, dann zum Knopflochmachen, und sonach wird sie geliefert und kommt in die Putzerei.

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