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den anderen verlassen, weil man fürchten muß, daß man fällt. Manche Kisten wiegen nnr 00 bis 80 Kilogramm, es kommen aber auch solche von 10 «) und 108 Kilogramm vor: der Durchschnitt dürste vielleicht 00 Kilogramm sein. Auch der rohe Tabak ist sehr schwer: er wiegt 00, 70 Kilogramm; der „Sumatra" ist in Päcken, die 80 Kilogramm wiegen. Diese Päcke werden vom Wagen in das Magazin hineingeworfen; wenn wenig teilte da sind, so muß immer je ein Mann einen solchen Pack allein auf der Schulter hineintragen: manche sind zu schwach und können das nicht leisten. Es werden auch fünf Männer in der Tischlerei beschäftigt, und zwar ein Kistentischler und vier Tischler. In der Roßauer Fabrik wird kein Rauch-, Schnupf- oder Kautabak erzeugt, sondern nnr Cigarren und Eigarettentabak. Die Fabrikation der Cigarren und Cigaretten wird fast ausschließlich von Frauen besorgt. Nnr die Aufseher sind Männer; aber bei den Cigarren haben auch die „Uebernehmerinnen" ein gewisses Aufsichtsamt. Sie sortiren die Cigarreu, sehen sie an, ob sie gut gemacht sind, und wenn nicht, so werden sie den Arbeiterinnen wieder zurückgeworfen, und diese müssen sie frisch machen, wenn es selbst 25 Stück sind. Die sanitären Verhältnisse sind so ziemlich gut; nnr die Ventilation ist schlecht. Vor drei Jahren hat man eine Ventilation gemacht, weil in den Sälen eine Hitze von 28 Grad herrschte. Die Säle sind zwar groß, aber nicht hoch, weil es eben ein altes Gebäude ist; es ist jedoch eine neue Fabrik bereits im Bau begriffen. Berufskrankheiten der Tabakarbeiter kommen nicht vor, auch die Tuberculose ist nicht verbreitet.
Vorsitzender: In Deutschland hat man die Erfahrung gemacht, daß die Tabakarbeiter viel an Tuberculose leiden. — Exp. Nr. 122: So ist es auch bei uns; die im Saal bei den Cigarren arbeiten, sind alle krank.
Vorsitzender: Ich constatire nnr, daß nach der Statistik, die ich habe, die Wiener Fabriken einen relativ günstigeren Krankenstand haben als die in der Provinz. Es ist jedoch aus dieser Statistik die Zahl der Tuberculosenfälle nickst zu ersehen; es heißt dort nnr „Jnfectionskrank- heiten". Haben Sie die Bemerkung gemacht, daß die Cigarrenarbeiterinnen eine eigenthümliche gelblich-graue Gesichtsfarbe haben? — Exp. li: Ja, das haben die meisten, besonders bei den Cigaretten.
Vorsitzender: Kommen nicht manchmal Magenbeschwerden und Augenschmerzen vor? — Exp. ll: Besonders das erstere.
Vorsitzender: Das sind eben Berufskrankheiten, die untrennbar mit dieser Fabrikation verbunden sind. Können Sie uns etwas über das Krankeninstitut in der Fabrik sagen? — Exp. st: Nein, das ist geheim. Keine Arbeiterin erfährt davon etwas. Nur ob sich ein Plus oder ein Minus in der Berechnung ergeben hat, wird im Jänner bekanntgegeben. Es ist zwar ein Arbeiterinnen-Ausschuß da; der hat aber gegenüber dem Jnspector nichts zu reden, sondern was dieser sagt, das wird gethan.
Exp. Nr. 122: Es sind zwei Ausschüsse da; der enge Ausschuß, der von den Beamten, und der weite Ausschuß, der von den Arbeiterinnen gewählt wird; der letztere hat nichts zu reden. Es werden für die Kranken- casse 12 kr. Krankengeld abgezogen, und außerdem zahlen wir 4 kr. Almosen für den Nnterstützungsfonds; die Unfallversicherung trägt die Regie.
Vorsitzender: Wie steht es mit den Todesfällen? Es sollen jährlich 17 bis 20 Todesfälle sein. — Exp. U: Die treten meistens aus Altersschwäche ein, es sind das alte Frauen von 40 bis 60 Jahren, die vorwiegend sterben. Jetzt aber werden die Frauen nicht mehr so alt, weil sie nicht so lang arbeiten können.
Vorsitzender: Wie lange bleibt eine Frau im Vollbesitze ihrer Arbeitskraft? — Exp. Nr. 122: Bis zu 40 Jahren; dann hat sie nicht mehr die Kraft, das zu leisten.
Vorsitzender: In der Tabelle ist ein Arzt und ein Krankenvater