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kommen. Das ist nur jetzt, weil der Tabak schlecht ist. Früher bei Damas hat es keinen Nachtrag gegeben. (Ueber Befragen.) Ich bin verheiratet, mein Mann ist Perlmutterdrechsler, verdient wenig, jetzt gar nichts. Wir wohnen allein und zahlen für Cabinet und Küche fl. 6. Morgens nehme ich Kaffee, Mittags die Kost aus der Küche, oder ich kaufe mir etwas Anderes; am Abend kaufe ich höchstens ein Viertel Wein, oder ich trinke Kaffee.

Vorsitzender: Gehört Ihr Mann der Drechslergewerkschaft an?

Exp. Nr. 124: Ja.

Wittelshöfer: Wie wird die Reinigung des Locals besorgt? Exp. Nr. 124: Das müssen wir selbst thun. Wir müssen um eine halbe bis drei Viertelstunden früher aufhören, und das ist unser Schaden.

Wittelshöfer: Wie wird das Local ausgewaschen? Expertin Nr. 124: Jede Arbeiterin muß ihren Platz reiben.

Wittelshöfer: Und die Fenster? Exp. Nr. 124: Von den dafür Angestellten.

Wittelshöfer: Wird geweißt? Exp. Nr. 124: Wir haben einen Maurer, der das macht.

Wittelshöfer: Warum haben Sie Ihre Arbeit unterbrochen?

Exp. Nr. 123: Da habe ich geheiratet, und ich war auch kränklich.

Dr. Schwiedland: Sie haben früher davon gesprochen, daß Sie Bäder benöthigen. Ihr Mann verdient wenig; wenn Sie nun vom Magistrat die Bäder bekommen würden, könnten Sie sie benützen? Sie müßten ja die Arbeit aussetzen? Exp. Nr. 123: Da müßte ich sparen.

Dr. Schwiedland: Haben Sie nicht für andere Personen zu sorgen? Exp. Nr. 123: Nein.

Dr. Lode: Wenn Sie so ein Bad benützen würden, hätten Sie das Recht, um 4 Uhr die Arbeit zu verlassen? Und brauchten Sie den Rest des Tages nicht mehr hinzukommen, oder könnten Sie am Vormittag eine Stunde aussetzen? Exp. Nr. 123: Dann müßte ich zum Herrn Beamten gehen; wenn er gut gelaunt ist, so läßt er mich fort.

Dr. Lode: Kommt das vor, daß Sie, wenn Sie ein dringendes Geschäft haben, einige Stunden während der Arbeitszeit weggehen dürfen?

Exp. Nr. 123: Je nachdem die Herren gelaunt sind.

Dr. Verkauf: Würden Sie nicht das Krankengeld bekommen, wenn Sie ein Heilverfahren anträten? Exp. Nr. 123: Nein. Ich war als krank bei meiner Schwiegermutter aus dein Lande. Ich habe nichts bekommen und habe Urlaubsgeld zahlen müssen für die Krankencasse. Ich habe damals das Exsudat gehabt, und wie ich auf dem Wege der Besserung war, hat der Doctor das Land angeordnet.

Dr. Verkauf: Wie lange waren Sie damals im Krankenstand? Exp. Nr. 123: Fünf Wochen.

Dr. Verkauf: Und dahat man Ihnen schon das Krankengeld ent­zogen? Exp. Nr. 123: Ja. Exp. Nr. 122: In unserer Abtheilung war Eine lungenkrank und ist bis zur letzten Minute in der Arbeit gewesen. Wir haben gesagt, sie soll zum Doctor gehen, und sie hat gesagt, der Doctor läßt sie nur ein paar Tage zu Hause. Endlich war sie acht Tage zu Hause, und da ist ihr die Post geschickt worden, wenn sie am Montag nicht m die Arbeit kommt, wird sie gestrichen. Sie war also gezwungen, zu kommen. Dann ist sie zum Doctor gegangen, und er hat gesagt, sie soll sich 14 Tage lang halten und aufs Land gehen. Sie sagt darauf:Wie soll ich auf's Land gehen, ich habe Niemanden, der mir was gibt!" Er hat darauf gesagt, sür's Land gibt's kein Krankengeld. Alle sind bitten gegangen, und man hat gesagt, sie kann es nicht mehr länger mitmachen als drei bis vier Wochen. Drei Jahre war sie in der Arbeit und war nie im Krankenstand. Da hat der Doctor gesagt:Ich muß zuerst mit dem Jnspector sprechen." Sie hat