50 kr. bis fl. 2'— gezahlt werden. — Exp. Pollak: Bei uns ist der minimalste Lohn sür Cartons zu 100 Bücheln sl. 1'84; da haben die Buchet 100 Blatt.
Dr. Schwiedland: Es wurde von einer anderen Fabrik gesagt, daß die Preise geringer werden, wenn weniger zu thun ist. — Experte Pollak: Das ist bei uns nicht der Fall.
Dr. Schwiedland: Wurde diese Frauenarbeit früher nie von Männern geleistet? — Exp. Pollak: Unsere Fabrik besteht seit dem Jahre 185t», und das Verhältniß zwischen der Zahl der Männer und der Frauen war immer dasselbe.
Vorsitzender: Wissen Sie vielleicht, ob die Arbeitsleistung am Vormittag oder Nachmittag größer ist? — Exp. Pollak: Das weiß ich nicht.
Dr. Schulter: Sind Ihnen noch nie Löhne unter fl. 3 vorgekommen? — Exp. Pollak: Nur wenn in einer Woche blos vier Tage gearbeitet wurde, weil in derselben Feiertage waren, zum Beispiel in der Weihnachtswoche, aber bei sechstägiger Arbeitszeit ist der Miuimallohn fl. 3. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) An Feiertagen arbeiten wir- manchmal bis 3 Uhr, also sieben Stunden, und es wird dafür der ganze Tag bezahlt. Wenn wir Ueberstunden haben, so arbeiten meist nur die Accordarbeiter. Da machen wir die Berechnung folgendermaßen: Wir machen täglich von Montag bis Freitag je 1' -^ Ueberstunden, indem wir Morgens bereits um halb 7 Uhr anfangen und Abends eine Stunde länger arbeiten. Für diese fünfmal 1B Stunden, das sind 71s Stunden, zahlen wir den Leuten einen ganzen Tag mehr.
Dr. Schwiedland: Von wo müssen sich die Leute die Arbeitsmaterialien Hertragen? — Exp. Pollak: In jedem Arbeitssaal ist eine Ablieferungsstelle; da ist zum Beispiel ein Kübel mit Kleister, und jede Arbeiterin füllt sich da ihr Gefäß an, wenn sie es braucht.
Dr. Schüller: Kommt es nicht vor, daß auch während der Mittagspause gearbeitet wird? — Exp. Pollak: Daist bei uns der strengste Auftrag gegeben, die Arbeitsräume während der Mittagszeit zu verlassen und ein bischen in die Luft hinauszugehen. Viele thun das aber nicht während der ganzen Stunde, sondern sie holen sich ihr Essen, nehmen es in das Arbeitslocal und verspeisen es ; Manche legen sich schlafen, Andere unterhalten sich. Hie und da kommt es freilich vor, daß Eine, die sich mehr verdienen will, mehr arbeitet; das kann man nicht controliren; wenn ich in den Saal komme, hört sie halt zu arbeiten aus, und wenn ich wieder hinausgehe, fängt sie wieder an.
Vorsitzender: Warum sperren -sie nicht das Local während der Mittagsstunde? — Exp. Schnabl: Da müßten ja die Mädchen auf der Straße bleiben.
Vorsitzender: Könnten Sie kein Local für die Mittagspause errichten? — Exp. Schnabl: Für 500 Personen müßten wir da ein ganzes Haus bauen.
Vorsitzender: Es wohnen doch Viele sicherlich in der Nähe der Fabrik; gehen die nach Hause? — Exp. Pollak: Sehr Wenige, da die Meisten nicht verheiratet sind und also kein Essen zu Hause haben.
Dr. Schwiedland: Wird bei Ihnen am 1. Mai gearbeitet? — Exp. Pollak: Vom Chef ist die Parole ausgegeben: Wer arbeiten will, kann arbeiten, wer nicht will, soll nicht dazu gezwungen sein. Da setzen denn beinahe alle Männer und etwa ein Viertel der Frauen aus. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.^ Es kommen bei uns keine Strafen vor; wenn Eine zu spät kommt, sind wir so nachsichtig, daß wir sie ruhig hinaufgehen lassen. Es gibt auch keine Abzüge bei uns. Wenn Eine etwas verdirbt, so drückt man ein Auge zu und gibt's einer anderen Arbeiterin, damit sie es