518

haben jetzt nur zwei Verkäuferinnen, die keine Wohnung und keinen Wohnungs­beitrag haben. Es sind die Betreffenden beauftragt, ein anderes Local zu suchen, das geschieht im Lause von zwei, drei Monaten.

Vorsitzender: Wann wird im Sommer gesperrt? Exp. Mendl: Am Sonntag um 1 Uhr Nachmittag, und an Feiertagen ist den ganzen Tag offen.

Dr. Osner: Wie lange bestehen diese zwei, drei Filialen, wo die Leute nichts zur Wohnung haben? Exp. Mendl: Die eine ein halbes Jahr und die andere zwei Jahre. Bei der letzteren ist eine Veränderung vor­gekommen, da ich der Verkäuferin auf Uncorrectheiten kam. Diese hat einen Wohnungsbeitrag gehabt. Unter ihr ist aber das Geschäft sehr stark zurück­gegangen. Wie ich die neue aufnahm, sagte ich ihr, wenn sie das Geschäft wieder aus das frühere Niveau bringt, bekommt sie einen Wohnungs­beitrag.

Vorsitzender: Ist Ihnen etwas über die Lebenshaltung der Verkäuferinnen bekannt? Exp. Mendl: Sie leben im Allgemeinen nicht schlecht. Die Frauen ersparen sich ja gewöhnlich ihren ganzen Gehalt. Jene, die verheiratet sind, leben von dem Einkommen ihres Mannes. Alle Verkäuferinnen sind bei der Krankencaffe versichert. Das bezahlen sie selbst.

Dr. Osner: Haben Sie nicht auch Verkäuferinnen, die sich selbst erhalten müssen? Exp. Mendl: Auch. Ich habe Mädchen, welche ihre Eltern zu sich genommen haben. Die Wohnung ist dann für die ganze Familie.

Vorsitzender: Sehen Sie nicht bei der Aufnahme der Leute aus ihre Lebensverhältniffe? Exp. Mendl: Das ist sehr schwer. Dann haben die Verkäuferinnen Neujahrsremunerationen von fl. l0 bis 30.

Vorsitzender: Ist Ihnen bekannt, wie beim Bäckergewerbe sonst die Verhältnisse sind? Exp. Mendl: O ja. Sie sind schauderhaft. Das kann ich aus meinen eigenen Beobachtungen sagen. Die Mädchen müssen um '44 Uhr aufstehen und bis 10 Uhr Abends im Geschäft sein. Bei Tag schlafen sie wiederholt ein. Das Mädchen legt sich auf einen Sack oder sitzt aus einem Sessel und nickt ein.

Dr. Osner: Warum macheu es die anderen Bäcker nicht so wie Sie und nehmen sich auch Frauen oder Witwen? Exp. Mendl: Das weiß ich nicht. So ein Mädchen hat die ganze Caffe über. Eine Controle gibt es gar nicht. Sie nimmt das Geld einfach ein, Abends zählt sie es zusammen und schreibt es in ein Buch ein. Das ist ihre eigene Controle. So ist es in Hauptgeschäften. Wie es in den Filialen gemacht wird, weiß ich nicht.

Vorsitzender: Beschäftigen Sie nicht in Ihrer Fabrik Mädchen? Exp. Mendl: Jawohl, die muß um 0-4 Uhr aufstehen. Die Haupt- verkaufszeit ist von bis 0^8. Dann frühstückt sie, und dann hat sie eine Stunde Gebäck einzuzählen. Abends hat sie wieder eine Stunde im Geschäft zu thun, sonst ist sie frei. Die hat fl. 10 monatlich, die ganze Verpflegung und Wohnung bei meinem Geschäftsführer. Wir verkaufen da unser Äusschußgebäck zu ermäßigtem Preise. Da die Fabrik sich in einer armen Gegend befindet, so herrscht oft ein Gedränge wie beim Burg­theater-Einlaß. Es wird genau eingeschrieben, was die Verkäuferin Aus- schuß bekommt, und das muß stimmen.

Schluß der Sitzung 10 Uhr Abends.