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Vorsitzender: Sie wechseln also die Kleider? Exp. Nr. 141: Ja. Es sind Fächer vorhanden, wo wir die Kleider hineinleben können. Die Fächer sind offen. Die Kleider werden darinnen auch voll von Staub.

Vorsitzender: Wo kleiden Sie sich um? Exp. Nr. l41: Wir haben keinen eigenen Raum. Es sind auch Männer in dem Raum, aber ganz zieht man sich ja nicht aus. Der Boden ist asvhaltirt. Die Meisten tragen Schlüpfen.

Vorsitzender: Wie ist es mit den Aborten? Exp. Nr. 141: Gegen früher sind sie besser. Sie sind aber ohne Wasserspülung. Früher waren die Scheidewände nicht hoch genug, so daß man von einem Abort in den anderen sehen konnte. Es ist nur zu bemerken, daß ein Aufseher seine Arbeiterinnen, wenn sie länger am Abort bleiben, herausholt.

Dr. Frey: Pflegen Sie an die Aufseher Geschenke zu machen? Exp. Nr. 141: Nie. Wenn das der Director erfahren würde, würde der Betreffende bestraft oder entlassen werden.

Dr. Ofner: Können Sie sich waschen, wenn Sie Mittags oder Abends nach Hause gehen? Exp. Nr. 141: Nein, nur wenn wir am Samstag putzen, kommen einige Schaff Wasser hin, meist für zwei Ab­theilungen ein Schaff. Darin waschen sich etwa 200 Personen. Die Hände sind ganz beschmutzt vom Putzen. Man kann sich denken, wie das Wasser dann ausschaut. Gezahlt wird für die Reinigung nicht. Sonst ist die Fabrik iiber Mittag geschlossen, nur am Samstag bleibt sie offen, da dürfen nur putzen.

Dr. Osner: Wer gibt das nothwendige Material zur Reinigung?

Exp. Nr. 141: Das bekommen wir. Wir brauchen nur einen Besen. In einer Abtheilung bekommen sie auch Fetzen. Wenn wir Fetzen nehmen, so heißt es gleich, das ist eine riesige Verschwendung.

Dr.' Ofner: Bekommen Sie am Samstag Handtücher und Seife?

Exp. Nr. 141: O nein.

Dr. Ofner: Wie trocknen Sie sich dann ab? Exp. Nr. 141: Au der Schürze, am Rock oder an Abfällen.

Dr. Ofner: Sie müssen doch die Hände voll Staub haben? Exp. Nr. 141: Es bleibt nicht so viel sitzen, weil die Hände immer in Bewegung sind. Aber am Kopfe und an den Kleidern ist sehr viel Staub.

Dr. Ofner: Husten Sie oft? Exp. Nr. 141: Ich huste schon sehr lange, das macht aber nichts.

Mittels höfer: Bleiben Sie am Samstag über Mittag dort? Exp. Nr. 141: Ich gehe nach Hause, beeile mich aber mit dem Essen, die Meisten bleiben jedoch in der Fabrik. Abends putzen wir wieder. Die Arbeiterinnen sind gezwungen, auch während der Arbeit zu putzen. Wenn eine Arbeiterin zum Beispiel weit nach Hause hat und sie will doch nach Hause essen gehen, so kann sie nicht früher als um ein Uhr kommen. Daher muß sie während der Arbeit putzen. Es sind zwar überall Tafeln mit der Aufschrist angebracht:Während der Arbeit ist das Putzen bei sofortiger Entlassung verboten". Es kommen dadurch auch viele Unglücksfälle vor. Gesehen darf man nicht werden. Es kommt aber vor, daß die Maschine lauft, in der Arbeit aber eine Pause eintritt, und da putzt man geschwind.

Dr. Schüller: Kommt es nicht vor, daß einzelne Arbeiterinnen, wenn am Samstag Abends abgeläutet wird, schon mit dem Putzen fertig sind? Exp. Nr. 141: Nein. Es gibt sehr viele Zahnräder. Die kann man nur putzen, wenn die Maschine abgestellt ist.

Dr. Schüller: Ich kenne Fälle, daß Mittags die Zahnräder ge­putzt werden und Nachmittags die laufenden. Exp. Nr. 141: Bis Abends sind die Räder wieder voll Staub, und wenn nicht ordentlich geputzt ist, wird man gestraft.