552

da machen sie eben zehn Minuten Pause, wiewohl eigentlich dieselbe nach der Fabriksordnung nicht gestattet ist. Ueberzeit kommt bei mir sehr selten vor. Ich vermeide es selbst, da dabei nichts herausschaut. Neulich mußten die Mädchen, welche die sarbige Prägung machen, von 6 bis 9 Uhr durch fünf Tage arbeiten. Das kommt vielleicht zweimal im Jahre vor, und ich hole dazu stets die behördliche Bewilligung ein. Sonntagsarbeit habe ich niemals. An kleinen katholischen Feiertagen lasse ich, wenn dieselben in die Saison fallen, von 7 bis l Uhr oder von 7 bis 12 Uhr und dann von 1 bis 4 Uhr arbeiten; ein vollständiges Pausiren erfolgt an den Pfingstfeiertagen, zu Ostern, Frohnleichnam und zu Weihnachten. Es besteht bei mir keine Kündigungsfrist, früher hatte ich eine solche, es sind aber einer Kündigung stets Controversen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorausgegangen. Während dieser Kündigungsfrist hat natürlich der Arbeiter nicht mehr den rechten Willen zur Arbeit, und auch ich lasse mich in meinem Aerger zu einer Ungerechtigkeit hinreißen. Deshalb ist es für beide Theile besser, wenn keine Kündigungs­frist festgesetzt ist. Es hat sich auch, als ich die Kündigungsfrist aufhob, kein Arbeiter dagegen gesträubt.

Vorsitzender: Bekommen denn die Arbeiter so rasch wieder neue Arbeit? Exp. Better: Ich mache ja nicht oft von dein Entlassungs- rechte Gebrauch, denn wenn ich Mittwoch oder Donnerstag Jemanden entlasse, so habe ich ja auch keinen Ersatz, es muß das daher ein sehr crasser Fall sein.

Vorsitzender: Ist die Zahl der Entlassenen größer als die Der­jenigen, welche freiwillig die Arbeit verlassen? Exp. Vetter: Das dürfte sich so ziemlich gleich bleiben.

Vorsitzender: Was ist denn die Ursache einer Entlassung? Exp. Vetter: Gewöhnlich schlechte Arbeit. Da muß ich dann einen Tadel aussprechen, dann erfolgt eine Gegenrede von der Arbeiterin, ich komme in die Hitze, sie wird grob, und die Geschichte ist fertig.

P e r n e r st o r f e r: Es ist hier behauptet worden, daß öfter Nacht­arbeit bis 6 Uhr Früh vorkomme. Exp. Vetter: Aber ich bitte, was soll denn das arme Frauenzimmer, wenn es bis in der Früh arbeitet, am nächsten Tag machen? Es ist schon die zehnstündige Arbeit für eine Arbeiterin übergenug. Wenn ich große Lieferungen habe, so nehme ich mir lieber neue Arbeiterinnen aus, und nur im äußersten Nothfalle mache ich Ueberstunden.

Pernerstorfer: Es wurde uns gejagt, daß zwei, drei Ueber­stunden sehr häufig vorkommen. Exp. Vetter: Höchstens zwei-, dreimal im Jahre, und dann auch frage ich, bevor ich die behördliche Bewilligung einhole, die Arbeiter, ob sie nicht geneigt wären, an dem betreffenden Tage Ueberstunden zu machen. Wenn sie es nicht wollen, so nehme ich lieber neue Leute auf. Da dauern die Ueberstunden höchstens bis halb U) Uhr, damit die Leute vor der Thorsperre nach Hanse kommen, sonst müßte ich ihnen das Sperrsechserl draufzahlen.

Baronin Vogelfang: Haben Sie die Erfahrung, daß in den Vormittagsstunden mehr geleistet wird als in den Nachmittagsstunden? Exp. Vetter: Das kann ich nicht controliren, aber an den verschiedenen Tagen ist eine verschiedene Arbeitsleistung zu verzeichnen. Es wird nämlich der Lohn für die Woche von Freitag bis inclusive Donnerstag berechnet. Am Freitag und Samstag arbeiten die Leute sehr wenig, am Montag etwas mehr, am Dienstag und Mittwoch sind sie schon fleißig, und am Donnerstag arbeiten sie auf Tod und Leben.

W i tt el s h ö f er: Es wird doch gewöhnlich behauptet, daß gerade am Montag viel weniger gearbeitet wird? Exp. Vetter: Nur im Fasching, wo die Leute Samstag und Sonntag sehr viel tanzen.

Pros. Grub er: Es kommen doch in Ihrer Fabrik sehr viele blei- hältige Abfälle vor. Wenn nun die Leute im Local essen, so erscheint mir