554
Perner storser: Ist das richtig, daß eine Arbeiterin, wenn sie das Quantum, das sie über Tags machen soll, nicht gemacht hat, Abends nachmachen muß? — Exp. Vetter: Wenn die Dampfmaschine nicht mehr geht, kann sie ja nicht arbeiten. Nachsitzen kann man sie nicht lassen.
P e r n e r st o r f e r: Wie viel bekommt eine Prägerin für 1000 Stück?
— Exp. Vetter: Für unlackirte 5 kr. und für lackirte 0 kr.
P e r n e r st o r f e r: Da soll sie 20- bis 25.000 Stück im Tag machen?
— Exp. Vetter: Ich habe einmal Eine gehabt, die fo viel gemacht hat.
P e r n e r st o r f e r: Es ist behauptet worden, wenn sie weniger machen, werden sie bestraft. — Exp. Vetter: Nein. Wenn sie 18.000 macht, wird sie nicht bestraft. Wenn sie aber nur 8000 macht, was auch vorkommt, so wird sie bestraft, und zwar zuerst mit 5 kr., und das geht bis zn einer Krone. In der letzten Zeit bin ich aber nie auf eine Krone gestiegen, sondern sage lieber: „Adieu." Ich habe ja nichts von den Strafen, und die Leute machen einen Mordkrakehl. Da gebe ich sie lieber weg.
P e r n e r st o r s e r: Das Geld kommt in eine Strafcasse. Zn welchem Zwecke? — Exp. Vetter: Das wird zu Weihnachten unter die Arbeiter vertheilt. Es wird genau eingeschrieben, wer Strafe bezahlt. Wenn nun im Laufe des Jahres eine Arbeiterin krank wird, wo ja das Krankengeld nicht sehr hoch ist, oder wenn sie über eine gewisse Zeit krank ist und es kommt eine Collegin um eine Unterstützung für sie, )o sage ich: „Bitte, nehmt es aus der Strafcasse."
P ern erst o rs er: Wer hat die Verwaltung? — Exp. Vetter: Ich. Einsicht hat Jeder. Auch können daraus rückzahlbare Vorschüsse ertheilt werden.
P er n e r st o r f e r: Sehr interessant Ware es, zn wissen, ob von dieser Freiheit, Einsicht zu nehmen, auch Gebrauch gemacht wird? — Exp. Vetter: Ich habe ihnen zu Weihnachten eine Art Rechenschaftsbericht gegeben; so viel habt Ihr in dem Jahre bezahlt, so viel bekommt Jeder. Ich mache da keinen Unterschied, ob Jemand fleißig gewesen ist oder nicht. Das geht nach der Anciennetät. Die Aeltesten bekommen am meisten.
P e r n e rst o rf e r: Wie hoch sind beiläufig diese Beträge? — Exp. Vetter: Im Jahre macht es circa sl. 150 bis 160. Auf eine Person kommt durchschnittlich sl. 1.
Vorsitzender: Wie zahlen Sie die Ueberstunden? — Experte Vetter: Die Männer haben den Accordlohn. Ich gebe den Leuten, wenn sie Abends da bleiben, ein Krügel Bier nnd 15 kr. extra, außer dem Accord.
Vorsitzender: Und den Mädchen auch ein Krügel Bier? — Exp. Vetter: Den Lohn und 15 kr., sonst nichts.
Dr. Ofner: Sie haben uns eigentlich nur von zwei Classen von Arbeiterinnen gesagt, wie viel sie verdienen. Könnten Sie uns nicht zum Beispiel sagen, wie viel sich in den einzelnen Kategorien die Arbeiterinnen in der letzten Woche verdient haben? — Exp. Vetter: Unter den 40 Drnckerinnen werden 8 bis 10 gewesen sein, die aus sl. 8 bis 9 gekommen sind; von den übrigen 30 dürften 20 auf sl. 6 bis 7 gekommen sein und der Rest auf st. 5'50 nnd st. 5.
Dr. Ofner: Unter sl. 5 keine? — Exp. Vetter: Eine gelernte Arbeiterin nicht. Ich verlange ja, daß sie sich so viel verdienen. Das ist das Minimum, daß sie sich im Accord sl. 5 verdienen, selbst wenn eine nur ein paar Wochen im Accord ist. Von den Färberinnen haben etwa sechs sich st. 8 verdient, die meisten verdienen st. 6 bis 7, die jüngste sl. 5. Die Streckerinnen sind die jüngsten Mädel. Dazu gehört keine besondere Fertigkeit. Die verdienen im Durchschnitt sl. 4'50 bis 8. Da habe ich zwei, die den ganzen Tag nicht Wegschauen. Acht werden sich sl. 6 verdienen, die anderen st. 5; vier Anfängerinnen haben st. 4'50.