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P e r n erst o r f e r: Was bekommen die Arbeiterinnen für eine Ent­schädigung für das Abrichten? Exp. Vetter: Das läßt sich nicht so leicht sagen. Wenn man Mehrere miteinander aufnimmt, so kann die Arbeiterin natürlich gar nichts arbeiten. Da bekommt sie das, was sie in den letzten Wochen verdient hat, sonst richtet sie nicht ab. Bekommt sie nur Eine zum Abrichten, so arbeitet sie im Accord weiter und wird dafür, daß sie weniger verdient, entschädigt. Die bekommt gewöhnlich pro Woche fl. 1 mehr.

P ern er storfer: Kommt es vor, daß, wenn schlechte Arbeit ge­liefert wird, vom Lohne abgezogen wird? Exp. Vetter: Gewiß, wenn viel Ausschuß geliefert wird.

P ern er storfer: Muß auch für verschleudertes Material Ersatz geleistet werden? Exp. Vetter: Sie müssen höchstens die Arbeit nochmals machen.

P ern e r st o rf er: Wenn eine Kapsel zu schwer ist, wird die neu eingeschmolzen? Exp. Vetter: Wenn man sie schmilzt, ist die ganze Arbeit beim Teufel. Da zieht man ihr unter Umständen 100 Kapseln ab, das sind 3 bis 4 kr.

Vorsitzender: Kommt das in die Strafcasse? Exp. Vetter: Nein, denn das ist keine eigentliche Strafe. Es ergibt sich in jeder Partie ein gewisses Quantum Ausschuß, und so macht Jede per 1000 um 50 Stück mehr. Eigentlich ist immer mehr Ausschuß darin. Sie macht mehr und arbeitet gewöhnlich leichter, wenn sie starkes Material verwendet. Daher melden die Leute häufig falsche Kapsel an, damit sie ein größeres Blatt bekommen. Wenn nun die Kapseln zu schwer sind, wird hingeschrieben: Zu schwer, sonst Abzug. Das zweite Mal werden ihr 100 Stück abgezogen.

Vorsitzender: Ist die Fabriksordnung angeschlagen? Experte Vetter: Ueberall. (Ueberreicht ein Exemplar.)

Vorsitzender: Wird der Lohn in's Buch eingeschrieben? Exp. Vetter: Das nicht. Sie wissen genau, was sie verdient haben.

Vorsitzender: Sie haben gesagt, daß sich Einige fl. 5 und Einige fl. 9 bei derselben Arbeit verdienen. Wie können Sie bei den vielen Arbeite­rinnen beurtheilen, wie viel Sie der Einen und wie viel der Anderen zu- muthen können? Exp. Better: Durch den fortwährenden Verkehr.

Vorsitzender: Und bei den Neueren? Exp. Vetter: Da

sucht man nach und nach zu steigern. Sie liefert im Anfang sagen wir 3000. Bei der Uebernahme der Arbeit schreibe ich ihr in's Buch ein: Morgen

um 500 mehr; und so sucht man von Tag zu Tag sie hinaufzutreiben. Ich

gehe auch zu ihr an die Maschine und frage sie, warum sie nicht mehr macht, und sie wird mir dann den Bescheid darauf geben. Durch den fortwährenden Verkehr mit den Leuten kann man ganz gut beurtheilen, was eine Jede leisten kann.

Dr. Ofner: Sie sagen, daß die Leute für 1000 immer 50 Ausschuß machen. Bekommen sie also immer für 1050 nur 1000 gezahlt? Experte Vetter: Ja wohl.

Vorsitzender: Wie ist die Ernährung der Arbeiterinnen?

Exp. Vetter: Die meisten wohnen bei ihren Eltern. Zwischen 12 und 1 Uhr ist fast keine bei mir. Die Arbeitsräume sind gesperrt. Ich habe nachgesehen, wo die Leute wohnen, und da habe ich ein paar gefunden, die in Simmering wohnen. Da habe ich nun ein eigenes Local eingerichtet, wo sie sich hinsetzen können.

V orsitzesi: der: Was essen sie da? Exp. Vetter: Um 9 Uhr essen Viele Würstel. Der Wirth kommt in die Fabrik. Viele trinken blos Kaffee, den sie sich dort wärmen. Sie stellen sich das Häferl in den Condensator hinein. Zu Mittag essen sie Suppe und gewöhnlich Gemüse. Ich glaube nicht, daß sie viel Fleisch essen. Was Diejenigen, die nach Hanse