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diren, aber dieses Versprechen nicht gehalten hat. Als ich zu ihm hin­gekommen bin, hat er sich versteckt. Ich war in der Krankencasfe und gehöre dem Fachverein der Schuhmacher an. Ich bin jetzt verheiratet. Mein Mann ist Beamter; wir haben einen Sohn.

Dr. Schwiedland: Werden nicht auch vacirende Dienstmädchen zum Nähen verwendet? Exp. Nr. 155: Nein, man muß ja zweijährige Lehrzeit absolvirt haben.

Dr. Ofner: Was haben Sie sich zum Mittagessen mitgenommen?

Exp. Nr. 155: Ich habe mir Abends ein Stück Fleisch abgebraten und es mir am nächsten Tag mitgenommen. Auch habe ich mir Wein gekauft.

Expertin Nr. 156: Ich bin seit mehreren Monaten bei einer Versicherungs- Gesellschaft angestellt, habe die Correspondenz und sonstige Schreibgeschäfte zu besorgen und die Manipulation mit den Versicherungsanträgen. Dabei verwende ich auch die Stenographie. Ich habe auch die staatliche Lehramts­prüfung für die Stenographie abgelegt.

Vorsitzender: Sind dort viele Damen angestellt? Exp. Nr. 156: Ich kam als Erste in diese Hauptabtheilung, in einem anderen Bureau wurden aber schon früher Damen, jedoch nur zu minderen Arbeiten, zum Abschreiben u. s. w., verwendet. Seit Kurzem sind noch mehrere Fräuleins in diese Abtheilung gekommen. Früher waren in dem Bureau lauter Herren angestellt, jetzt sind nur noch einige'dort.

Vorsitzender: Wie sind Sie in diese Stellung gekommen? Exp. Nr. 156: Durch Empfehlung.

Vorsitzender: Das ist der gewöhnliche Weg? Expertin Nr. 156: Ja.

Vorsitzender: Welche Vorbildung haben die Damen, welche dort angestellt sind? Exp. Nr. 156: Bürgerschule, zweiclassige Handelsschule, Kenntniß der Stenographie und Sprachenkenntnisse.

Dr. Schwiedland: Werden Sie zum Maschinschreiben verwendet?

Exp. Nr. 156: Man will mich dort nicht verwenden, weil meine Current- schrift eine sehr gute ist.

Dr. Schwiedland: Sie füllen also die Stelle von Herren aus, welche ausgetreten sind, und leisten dieselbe Arbeit? Exp. Nr. 156: Ja, es sind die Herren, die dort waren, weggekommen, und wir leisten dieselbe Arbeit.

Dr. Schwiedland: Wie sind denn die Honorarverhältnisse? Exp. Nr. 156: Die sind sehr günstig, da wir mit fl. 30 Gehalt eintreten, während die Herren nur mit fl. 20 angefangen haben.

Dr. Schwiedland: Wie ist der volle Gehalt der Herren? Exp. Nr. 156: Der steigt mit jedem Jahre um fl. 5 oder 10 pro Monat.

Dr. Schwiedland: Woher kommt es, daß Ihr Eintrittsgehalt ein höherer ist? Exp. Nr. 156: Man stellt größere Anforderungen.

Dr. Schwiedland: Welches ist die Qualification der Herren, wenn sie eintreten? Exp. Nr. 156: Die erhalten nur minderwerthige Arbeiten und werden erst eingeübt. Man traut ihnen nicht viel zu.

Dr. Schwiedland: Sie meinen, daß Sie exacter arbeiten. Exp. Nr. 156: Gewissenhafter.

Vor sitzender: Wie steht es mit der Arbeitszeit? Exp. Nr. 156: Von Vr9 bis V-4 Uhr, eventuell etwas darüber. Es werden auch Nach­stunden gefordert, jedoch nur in Zeiten, wo sehr viel zu thun ist.

Vorsitzender: Sind Pausen dazwischen? Exp. Nr. 156: Nein.

Vorsitzender: Aber Sie pflegen während der Zeit etwas zu essen?

Exp. Nr. 156: Was man sich mitnimmt.

Vorsitzender: Werden die Ueberstunden bezahlt? Exp. Nr. 156: Bis jetzt nicht, aber das wird eingeführt werden.