eingeführt, nach welcher man aufgedungen und freigesprochen wurde. Die Arbeiterinnen recrutirten sich meist aus Arbeiterkreisen. Die Arbeitsvermitt­lung erfolgte in der Regel durch die Zeitungen.

Dr. Schwiedland: Wie ist der Vorgang bei der Arbeit? Exp. Nr. 155: Der Stoff wird erst gesäumt, dann genäht, dann auf das Gestell gegeben und hierauf der Schirm fertiggestellt.

Dr. Schwiedland: Wer hat das Zuschneiden der Stoffe besorgt?

Exp. Nr. 155: Die Frauen selbst.

Dr. Schwiedland: War das eine Zwischenmeisterei oder ein Detailgefchäft? Exp. Nr. 155: Es war ein Verkaufsladen in Verbindung mit der Werkstätte; was aber nicht im Detail abgesetzt wurde, hat man den Engrossisten verkauft. Ich war übrigens auch im Laden beim Verkauf be­schäftigt. Unsere Arbeitszeit war von 7 Uhr Früh bis spät Abends, und zwar ohne Mittagspause. Man konnte nur während der Arbeit etwas zu sich nehmen, auch war keine Frühstücks- oder Jausenpanse eingeführt. In der Saison wurde auch an Sonn- und Feiertagen gearbeitet. Ueberstunden waren sonst nicht üblich. Es war dort vierzehntägige Kündigungsfrist eingeführt, da aber das Geschäft plötzlich aufgelassen wurde, sind wir ohne Kündigung gegangen. Wir arbeiteten im Stücklohn, und ich verdiente in: Maximnm fl. 5 bis 7. In manchen Wochen nur sl. 5, selbst nur fl. 2, wenn schwache Saison war. Da sind wir zu solchen Zeiten früher nach Hause gegangen. Ich habe Arbeit auch nach Hanse genommen und bis 10, 12 Uhr Nachts gearbeitet. Auch der Gehilfe war im Accordlohn. (Ueber Befragen seitens des Dr. Schwiedland.) Specielle Heimarbeiterinnen gab es dort nicht.

Dr. Ofner: Wie ist der Accordlohn berechnet worden? Expertin Nr. 155: Für jede der verschiedenen Arbeiten an jedem Schirm wurde ein specieller Tarif gezahlt.

Dr. Ofner: Wie haben Sie zu Mittag gegessen, wenn Sie keine Pansen hatten? Exp. Nr. 155: Ich habe mir das Essen mitgenommen und dort verzehrt.

Dr. Ofner: Können Sie uns etwas über den Lohntarif mittheilen?

Exp. Nr. 155: Für Seidenschirme bekam man für das Nähen des ganzen Schirmes inclusive Befestigung des Stoffes an das Gestell fl. 1'20 per Dutzend, für mindere Sorten 80 kr. bis fl. 1. Man kann ein Dutzend Schirme^zu fl. 1 20 pro Tag machen, aber solche Schirme bekommt man nicht immer. Es gibt auch die sogenanntenBanernschirme", die ganz rothen Schirme; für diese beträgt der Tarif nur 00 bis 70 kr. Man kann da nicht einmal ein Dutzend pro Tag fertigstellen. Schirme von derselben Qualität werden ohne Rücksicht auf die Größe bezahlt. Wenn man kleine Schirme macht, verdient man sich aber mehr.

Dr. Schwiedland: Worin bestand Ihre specielle Arbeit? Exp. Nr. 155: Im Säumen, Nähen und Befestigen des Stoffes an's Gestell. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Es hatte keine der Arbeiterinnen Kost oder Wohnung beim Unternehmer. Geschenke an irgend welche Personen kamen niemals vor. Das Arbeitslocal war vom Verkaufslocal abgetheilt. Es war im Parterre gelegen, die Fenster gingen auf die Gaffe. Die Beleuchtung und Reinigung waren genügend. Wir waren neun Personen in diesem Local.

Dr. Schwiedland: Haben Sie bei der Arbeit, welche Sie nach Hause nahmen, den Zwirn u. dergl. selbst beschaffen müssen, und was mußten Sie da per Dutzend auslegen? Exp. Nr. 155: Etwa 5 kr. Wir konnten uns den Zwirn kaufen, wo wir wollten. (Ueber Befragen des Vorsitzenden.) Das Verhältniß zum Unternehmer war bis zum Schluß ein ziemlich gutes. Der Herr war gewöhnlich sehr freundlich. Aber es war nicht schön von ihm, daß er zwar, als er am Schlüsse das Geschäft aufgegeben hat, jeder Einzelnen versprochen hat, er werde sie in ein anderes Geschäft recomman-