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Geschäftsleiter in einer Belenchtnngsapparatenfirma. Von dem Gehalt steht ein Theil zu meiner Verfügung.

Vorsitzender: Wie sind die Beziehungen zu Ihren Vorgesetzten?

Exp. Nr. 157: Sehr gute.

Vorsitzender: Gehören Sie der Krankencasse an? Expertin Nr. 157: Ich glaube, der Bezirks-Krankencasse, bestimmt weiß ich das nicht, das besorgt die Anstalt.

Vorsitzender: Gehören Sie einem Vereine an? Exp. Nr. 157: Ebenfalls dem Damen-Stenographen-Centralverein.

Vorsitzender: Sie waren früher bei einem Advocaten, wie lange und was hatten Sie dort zu thun? Exp. Nr. 157: 2's Monate. Ich hatte zu stenographiren und das Stenogramm zu übertragen.

Dr. Schwiedland: Warum hat es Ihnen dort nicht gefallen?

Exp. Nr. 157: Man wird sehr ausgenützt. Es wird sehr hastig gearbeitet. Man hat nicht einen Augenblick Athem zu schöpfen, und die Arbeit ist eine sehr mechanische.

Dr. Schwiedland: Wie war die Bezahlung? Exp. Nr. 157: Ich bin mit fl. 20 eingetreten und habe nach 14 Tagen fl. 25 bekommen. Dr. Schwiedland: Welche Arbeitszeit hatten Sie dort?

Exp. Nr. 157: Von 9 bis 12 Uhr und von 2 bis 6 Uhr. Es dauerte aber meist bis 7 Uhr Abends.

Vorsitzender: Sie sollen auch in der Lage sein, uns über die Ver­hältnisse einer Dame Auskunft zu geben, die nicht erschienen ist und in einem Handelsgeschäft arbeitet? Exp. Nr. 157: Ich weiß, daß sie sehr viel zu thun hat, und zwar bei den Handelsbüchern, und daß sie Facturen schreibt. Sie hat auch die Facturenbücher zu führen und ist im Allgemeinen sehr verwendbar. Sie hat Arbeitsstunden von 8 bis 12 Uhr und 2 bis 6 oder 7 Uhr und hat nach 277 Jahren noch immer fl. 25 Gehalt.

Vorsitzender: Hat sie dieselbe Vorbildung wie Sie?Expertin Nr. 157: Ja.

Vorsitzender: Sind die Damen, die in den Handelsgeschäften sind, auch Nachts über beschäftigt? Exp. Nr. 157: Dieses Fräulein nicht, andere wohl.

V or sitz end e r: Ich habe gehört, daß diese Damen auch dazu ver­wendet werden, kleine Mnsterchen herzurichten, Preisconrants zu machen und dergleichen? Exp. Nr. 157: Davon ist mir nichts bekannt.

Expertin Nr. 158: Ich war bis vor 14 Tagen in einem Cravatten- geschäste en §ro8 et sn äetnil im Comptoir beschäftigt, und zwar seit zwei Jahren. Dort hatte ich sämmtliche Bücher, die Correspondenz und die Casse zu führen.

Vorsitzender: Welches ist Ihre Vorbildung? Exp. Nr. 158: Bürgerschule, zweiclassige Handelsschule, Stenographie und Sprachkenntnisse.

Vorsitzender: Wie sind Sie in diese Stellung gekommen? Exp. Nr. 158: Durch Empfehlung.

Vorsitzender: Mit der Manipulation haben Sie nichts zu thun gehabt? Exp. Nr. 158: Nein.

Dr. Ofner: Sprachkenntnisse haben Sie auch? Exp. Nr. 158: Englisch und französisch.

Dr. Ofner: Wurde das verlangt? Exp. Nr. 158: Ja, englisch. Vorsitzender: Wie war die Arbeitszeit, und hatten Sie Pansen?

Exp. Nr. 158: Die Arbeitszeit war von 8 Uhr Früh bis 8 Uhr Abends, zwei Stunden Mittagspause. Das war aber sehr verschieden. Manchmal von 1 bis 3 Uhr, manchmal von 2 bis 4 Uhr, oft von ^3 bis ^75 Uhr, je nachdem zu thun war.

Dr. Ofner: Hatten Sie Ueberstunden zu machen? Expertin Nr. 158: Zu Weihnachten und zu Neujahr oft bis um V29 Uhr.

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