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lich fl. 1'50, bekommen aber fl. 4 und extra monatlich den Ueberverdienst. Bei unserem Blatte sind acht bis zehn solche Großausträger.

Vorsitzender: Sind die nach Bezirken eingetheilt? ExP.V: Ja.

Dr. Ofner: Die Expertin hat gesagt, daß sie ungefähr 50 kr. pro Tag hat, also fl. 15 monatlich, und sie hat auch 88 Abonnenten. Bekommt der Großausträger fl. 28? Exp. V: Das ist bei uns nicht gleich ein­getheilt, und das dringt auch nicht so in die Öffentlichkeit.

Dr. Ofner: Sie haben gesagt, er bekommt für 40 Stück fl. 4?

Exp. V: Bei uns und derjenige, der einen ganzen Bezirk hat. Das sind die eigentlichen. Die haben per Blatt Vr kr. für Morgen-, sowie für Abend­blatt.

Dr. Ofner: Wie viel hat er also bei 80 Abonnenten? Exp. V: 80 kr. pro Tag.

Dr. Schüller: Kennen Sie auch die Verhältnisse bei derArbeiter- Zeitung"? Exp. V: Nein.

Dr. B1 ezina: Ich möchte die Sache aufklären. Ein mir bekannter Mann hat eine Art Zeitnngsbnreau. Er war ursprünglich selbst Austräger. Der hat mir nun gesagt, wenn ich das Blatt nicht selbst abonnire, sondern durch ihn, so verpflichtet er sich, mir das Blatt zu einer mir passenden Stunde zuzustellen, während ich es früher oft verspätet erhalten habe. So hat er

es mit einer Reihe von Abnehmern gemacht. Der bekommt nun jene 30 kr.,

welche für die Zustellung in's Hans gezahlt werden. Bei 80 Blättern macht das fl. 24 im Monat. Er zahlt fl. 15, und es bleiben ihm also fl. 0. Exp. V: Ich bin Trafikenausträger und habe wöchentlich fl. 5. Wir haben aber keine andere Bezahlung. Früher haben wir fl. 4 gehabt; erst seit Neujahr haben wir fl. 5. Ich habe 15 Trafiken zu versorgen, die alle im I. Bezirk sind. Ich brauche dazu drei Viertel- bis eine Stunde. Um 6 Uhr gehe ich weg, und um 7 Uhr bin ich fertig. An Parteien trage ich nicht aus.

Mittels höfer: Wie viel Exemplare haben Sie da? Exp. V: Täglich 222.

Wittelsh öfer: Wie schwer ist das? Exp. V: Unter der Woche thut sich's, aber am Sonntag, wo die Trafiken fast die doppelte Anzahl be­ziehen und auch die Blätter noch Beilagen haben, geht in's Gewicht, daß uns wirklich der Buckel kracht. Es dürften per 100 Stück drei Kilo sein.

Wittelsh öfer: Sonst haben Sie keine Beschäftigung?Exp. V: Nein, weil ich ein chronisches Leiden habe. Wenn ich gesund wäre, würde ich überhaupt nicht Zeitungsausträger sein. Es sind dies größtentheils solche Personen, die nichts Anderes thun können.

Expertin Nr. 171: Ich bin auch Ansträgerin bei derselben Zeitung und zwar seit einigen Monaten. Ich habe über 100 Stück in einem Vorort anszutragen. Die werden mir bis zur ehemaligen Linie hinausgebracht. Ich trage zwischen 6 und 8 Uhr aus; Nachmittags etwas länger, weil ich 10 Blätter mehr habe. Ich binde sie in ein Tuch und nehme sie auf den Rücken. Den Unterschied zwischen Sonntagen und Wochentagen empfinde ich gehörig, da ist es noch einmal so schwer. Dafür bekomme ich monatlich fl. 9. Ich habe nebenbei eine Bedienung bei einem Abonnenten. Dort verdiene ich fl. 6 pro Monat. Ich bin ledig und habe für zwei Kinder zu sorgen. Früher war ich im Dienst. Ich bin bei meinen Eltern zu Hause. Ich habe die Blätter von einer Großausträgerin.

Frl. Fickert: Kommt es auch vor, daß sie für andere Austrägerinnen Aushilfe leisten? Exp. Nr. 171: Ja, wenn Eine krank ist. Ich habe es schon einmal gethan. Das wird nicht bezahlt.

Frl. Fickert: Wie ist die Behandlung von Seite der Unternehmerin ? Exp. Nr. 171: Sehr unanständig. Die Bezahlung ist sehr unregelmäßig