P ernerstorser: Sie stellen so zu, daß Sie gewöhnlich nicht warten, bis die Thür aufgemacht wird? Exp. V: Wir können nicht warten.

Pernerstorfer: Dabei kommt es doch vor, daß Blätter verloren gehen. Ich weiß das von mir selbst. Exp. V: Das kommt sehr häufig vor.

Dr. Ofner: Wie theuer müssen Sie es kaufen? Exp. V: Das Morgenblatt um 5 kr. und das Abendblatt um 20s kr.

Frau Schlesinger: Gibt es nicht ein Verhältniß zwischen Austräger und dem Blatte, damit der Austräger sich interessirt, daß die Abonnenten dem Blatte treu bleiben? Exp. V: Es muß ja Jedem daran gelegen sein, denn je mehr Abonnenten er hat, desto mehr verdient er.

Vorsitzender (zur Exp. Nr. 173): Sind Sie verheiratet? Exp. Nr. 173: Nein. Ich habe auch keine Familie. Ich bin zu Bett und zahle dafür 60 kr. Zum Frühstück esse ich Milch und ein Stück Brot, zu Mittag Suppe und auf die Nacht Suppe und Brot. Kleider kann ich mir nicht kaufen, da muß ich schauen, daß ich sie geschenkt bekomme.

Dr. Ofner: Was waren Sie früher? Exp. Nr. 173: Ich habe gestickt und genäht. Das habe ich im Kloster der Ursulinerinnen gelernt. Ich habe Kopftyphus bekommen, und darnach habe ich nichts mehr machen können. Jetzt bin ich 25 Jahre bei einer Zeitung. Mein Verdienst hat anfangs fl. 22 betragen sammt Kost, dann fl. 18, dann st. 16, und jetzt habe ich nur mehr sl. 9.

Dr. Ofner: Wieso ist er immer geringer geworden? Expertin Nr. 173: Es wird halt schlechter gezahlt.

Dr. Schwiedland: Bekommen Sie die Kleider von den Kunden? Exp. Nr. 173: Ja. Die geben sie selbst her.

Frau Popp: Kennen Sie die Verhältnisse von allen Blättern? Exp. Nr. 173: Nein.

Vorsitzender: Ich höre, es gibt Subunternehmer, bei denen die Mädchen wohnen und schlafen. Exp. V: Die sind im Dienstverhältnisse, Sie werden als Dienstboten ausgenommen, müssen die Zeitungen auskragen, und wenn sie damit fertig sind, verrichten sie die häuslichen Arbeiten.

Dr. Ofner: Wie viel bekommen die? Exp. V: fl. 8 bis 9, auch nur sl. 6 bis 7.

Vorsitzender: Die können aber doch nicht viel solche Mädchen anstellen, weil sie sie außer dem Austragen doch nicht beschäftigen können. Höchsten eins, zwei.

Expertin Nr. 174: Ich bin zehn Jahre bei meinen: Blatte. Die Verhältnisse der anderen Zeitungen kenne ich nicht. Ich habe nur Trafiken. Ich habe täglich 180 Blätter mit zweimaliger Zustellung. Um 6 Uhr fange ich an, und um V 48 Uhr bin ich fertig. In der Früh hole ich die Blätter in der Wollzeile, Nachmittag in der Druckerei. Am Sonntag nehme ich Alles auf einmal, obzwar es sehr schwer ist, um Zeit zu ersparen.

Vorsitzender: Sind Sie direct bei der Zeitung angestellt? Exp. Nr. 174: Ja. Ich verdiene in der Woche fl. 5. Wenn ein Austräger krank wird, ist der Posten verloren, wenn er Niemanden stellen kann. Wenn es acht Tage dauert, und ich komme nicht, so ist der Posten jedenfalls verloren.

Vorsitzender: An Parteien tragen Sie nicht aus? Expertin Nr. 174: Nein.

Dr. Ofner: Wie viel Trafiken haben Sie? Exp. Nr. 174:

Zehn.

Vorsitzender: Da bekommen Sie weniger, weil es für die Trafiken billiger ist? Exp. V: Es ist billiger, aber weniger lang zu thun.

Exp. Nr. 174: Wir haben das ganze Jahr zu thun. Die Parteien-