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küche kaufe ich mir um 4 kr. Suppe oder Gemüse. An Sperrgeld habe ich monatlich fl. l zu zahlen, und fl. 1 muß ich im Monat auf Schuhe rechnen.

Vorsitzender: Wie verschaffen Sie sich Ihre Kleider? Expertin Nr. 172: Ich erhalte sie geschenkt. Kaufen kann ich mir nichts.

Wittelshöfer: Wie viele Personen wohnen bei Ihnen? Exp. Nr. 172 : Außer mir drei. Jeder hat sein Bett. Das ist in Währung.

Vorsitzender (zum Exp. V): Inwiefern ist ein Unterschied zwischen Sommer und Winter? Exp. V: Im Sommer sind weniger Abonnenten.

Wittelshöfer: Kommt das auch bei Ihnen vor? Expertin Nr. 172: Nein.

Expertin Nr. 173: Ich bin auch Zeitungsausträgern!, und zwar Helferin. Ich trage in der Stadt aus, und zwar im Winter 80 Blätter, im Sommer nur 70. Ich verdiene dabei im Winter fl. 9 monatlich, im Sommer nicht einmal das.

Exp. V: Ich möchte nur bemerken, daß im Sommer zwar weniger Abonnenten sind, aber der Rayon bleibt sich gleich. Die im ersten Stock gehen auf's Land, die im vierten Stock nicht.

Vorsitzender: Wie lange sind Sie bei Ihrem Blatte? Expertin Nr. 173: Drei Jahre.

Vorsitzender: Was verdienen Sie zu Neujahr? Exp. Nr. 173 : Da geht die Frau eincassiren, und mir gibt sie fl. 10.

Wittelshöfer: Wie alt sind Sie? Exp. Nr. 173: 60 Jahre.

Wittelshöfer (zum Exp. V): Kommt es nicht vor, daß Ans- trägerinnen sich auch von Kindern helfen lassen? Exp. V: Das kommt oft vor, noch dazu von schulpflichtigen Kindern.

Wittelshöfer: Wird das beim Lohn berücksichtigt? Exp. V: Nein. Ich habe drei Kinder, und ich habe einen so starken Posten, daß ich ihn nicht allein versehen kann. Ich muß mir also eine Aushilfe besorgen, und um die Bezahlung zu ersparen, nehme ich meine Kinder dazu.

Wittelshöfer: Wird von der Expedition Einem so viel gegeben, daß er es nicht allein zustellen kann? Exp. V: Um das wird nicht gefragt.

Wittelshöfer: Die Expedition hat doch ein Interesse daran, daß die Zeitung pünktlich zugestellt wird. Exp. V: Um das kümmert sie sich nicht, wie man es macht.

Wittelshöfer: Sie werden für jede Mehrexpedition per Stück bezahlt? Exp. V: Ja.

Dr. Schwiedland: Halten Sie es nicht für unzweckmäßig, wenn am Nenjahrstage eine Fremde austrägt? Die muß ja weniger bekommen als die gewöhnliche Austrägerin. Exp. V: Das ist richtig.

Dr. Schwiedland: Erfordert das Austragen zur Winterszeit nicht mehr Zeit als im Sommer, weil die Stiegen noch finster sind? Exp. V: Ja, auch die Straßen sind finster.

Dr. Schwiedland: Sind schon alle Hausthore offen? Exp. V r Nein. Man schiebt die Blätter hinein, und der Hansmeister besorgt die Ver- theilung.

Dr. Ofner: Haben Sie von den Hausbesorgern viel zu leiden? Exp. 1': Mitunter.

Dr. Schwiedland: Wenn nun eine Nummer verloren geht? Exp. V: So muß sich die betreffende Partei das Blatt besorgen. Aber die Administration sagt:Der N. N. hat sich beschwert, daß er kein Morgen­blatt bekommen hat. Haben Sie es zugestellt oder nicht? Schauen Sie also, daß er das Blatt bekommt." Das müssen wir bezahlen.

Dr. Schwiedland: Wie ist es mit der Eincassirnng? Wie ist die Verrechnung? Exp. V: Dafür bekommt man nichts. Man hat höchstens das Risico, daß man etwas verliert.