652

Vorsitzender: Ein Theil des Blattes wird aber durch Austräger besorgt, die verschiedene Blätter haben? Exp. V: Ja.

P erne r storser (zur Exp. Nr. 174): Frau Expertin, verdienen Sie außerdem etwas? Exp. Nr. 174: Nein.

Vorsitzender: Wie ist es, wenn das Blatt eonfiscirt wird? Exp. V: Tann müssen wir warten. Einmal ist es mir Passirt, daß ich um 12 Uhr noch auf der Tour war.

Vorsitzender: Sind Sie ledig? Exp. Nr. l74: Ja.

Vorsitzender: Wie wohnen Sie? Exp. Nr. 174: Ich wohne in einem Vorort und bin zu Bett. Ich zahle fl. 1.

Vorsitzender: Wie ernähren Sie sich? Exp. Nr. l74: Ich kaufe mir etwas vom Pserdefleischhaner oder esse mit, was die Frau zu Hause macht. Ich stehe ganz allein und habe Niemanden zu erhalten. Ich werde auch nicht unterstützt.

Dr. Schwiedland: Was waren Sie früher? Exp. Nr. 174: Dienstmädchen. Ich habe aber schlechte Augen bekommen von der Hitze. Deswegen habe ich die Plätze stark gewechselt und nur sehr schwer etwas bekommen. Handarbeiten habe ich nicht gelernt, weil ich vom Land gekommen bin. Da hat mich eine bekannte Frau zur Zeitung gebracht.

Dr. Schwiedland: War der Verdienst früher besser oder schlechter?

Exp. V: Für die Großansträger war es besser. Die haben sich sehr viel erwirthschastet. Manche Privatisiren jetzt, Einer hat eine Villa. Auch für die Austräger war es besser.

Dr. Schwiedland: Wieso? Exp. V: Früher war es nicht so genau, man hat auf die Blätter nicht so Acht gegeben. Es sind oft ein, zwei, drei Blätter mehr gewesen. Die hat der Austräger für sich verwenden können, er hat sie verkaufen können und wenn er im Tag 5 bis 15 kr. ge­habt hat, so hat er sich ein Frühstück kaufen können.

Dr. Schwiedland: Jetzt kommt es aber auch vor, daß man von einem Austräger aus der Gasse ein Blatt kauft? Exp. V: Das muß er der Trafik ersetzen. Die Blätter sind genau gezählt.

Vorsitzender: Kommt es öfter vor, daß Sie auf der Gasse Zeitungen verkaufen? Exp. V: Nein. Es ist ja verboten.

Dr. Schwiedland: War der Lohnsatz auch so? Exp. V: Der war schlechter.

Dr. Schwiedland: Wodurch hat sich das gebessert? Exp. V: Wir haben eingereicht, weil ja die Lebensmittel auch theurer sind.

Dr. B!- ezina: Ist Ihnen nicht bekannt, Herr Experte, ob diese Groß- austräger, wenn sie Abonnenten auf eigene Rechnung besitzen, was in ziem­lich großem Maßstabe der Fall ist, Credit haben? Exp° V: Ja. Bis zum 15., 16. Dann müssen Sie zahlen.

Dr. B1 ezina: Das ist mir deshalb wichtig, weil der Mann, der bei mir das Abonnement einhebt, oft Monate vergehen läßt, bis er die Rechnung bringt. Exp. V: Bei Abonnenten, wo das Geld sicher ist, hat er keine Angst. Aber drin zahlt er.

Dr. Btezina: Das ist aber ein Beweis, daß er sehr gut gestellt sein muß, wenn er ohne alle Veranlassung nicht alle Monate eincassiren läßt.

Exp. V: Ganz richtig, er ist gut gestellt.

Dr. Ofner: Man abonnirt auch in der Trafik. Hat die Trafikantin etwas davon? Exp. V: 2<> kr. per Abonnement. Sie zahlt fl. 1'70.

Bardorf: Bei einzelnen Blättern bemühen sich ja die Zeitungs­austräger besonders, Abonnenten zu bekommen. Sind da nicht andere Mo­dalitäten? Exp. V: Ich glaube kaum. Ich habe schon bemerkt, daß dem Großansträger daran gelegen sein muß, möglichst viel Abonnenten zu be­kommen. Je mehr er hat, desto mehr verdient er. Deshalb bemühen sie sich, Abonnenten zu bekommen und für sich zu erhalten.