Sujet meisterhaft zu behandeln. Dazu gelange man aber nur durch stete Uebung; denn, meint er, von allen unseren Studien behielten wir am Ende doch nur das, was wir praktisch anwendeten, darum solle man sich nicht scheuen einseitig zu sein, wenn man nur in seinem besonderen Fache nicht einseitig sei, denn des Wissenswerthen sei so viel, daß man damit

allein es zu studiren nie fertig würde.- In Bezug auf die

Prosa ist mir aufgefallen wie hoch Göthe sie stellt, wenn er sagt: Um Prosa zu schreiben, muß man etwas zu sagen haben, wer aber nichts zu sagen hat, kann doch Reime und Verse machen, wo dann ein Wort das andere giebt und zuletzt etwas herauskommt, das zwar nichts ist, aber doch so aussieht als wäre es was. Göthe meint aber auch, daß eigentlich der ganze Styl aus dem Charakter eines Menschen sich ergebe, so daß einer großartigen Seele auch ein großartiger Styl nicht fehlen werde.

Hinzuzufügen ist, daß man trotz aller Regeln doch möglichst frei bleiben, ohne Aengstlichkeit zu Werke gehen muß, da nur so fröhliches Leben im Menschen sei und lebendig ausgesprochen werden könne." So weit die Abschrift.

Als ich darüber nachdachte, ob es richtig sei, d. h. zweckmäßig und nützlich für meine jungen Freundinnen, wenn ich obige Mittheilungen machte, ihnen also gewissermaßen Anleitung gäbe, sich mit dem Gedanken an Schriftstellerei zu befassen, da kam mir wohl die Besorgniß, es könne im Gegentheil mir ein Vorwurf daraus gemacht werden, ja es fiel mir ein Ausspruch eines würdigen alten Mannes ein, der da einmal sagte: Es giebt leider Blaustrümpfe genug, auch solche, die danach streben den Titel Blaustrumpf zu erlangen; man soll sich doch ja hüten unbe­deutend e Talente zur Schriftstellerei zu verleiten und sie lie­ber auf das praktische Leben hinweisen, wo man denkende Frauen braucht, die nicht schwärmen, sondern mit Verstand ein Hemd nähen, eine Speise bereiten, Dienstboten anler­nen, Kinder erziehen und Männern ebenbürtig zur Seite stehen." Diesen Ausspruch unterschreibe ich! Wenn ich dennoch die obigen Mittheilungen machte, so geschah es auch eigentlich nicht, um Anleitung zur Schriftstellerei zu geben, sondern um den schreibelustigen jungen Mädchen zu sagen, daß es doch nicht so ganz leicht sei Schriftstellerin zu sein. Läßt sich Diese oder Jene durch die Schwierigkeit des empfohlenen Studirens nicht abschrecken, nun, so ist in ihr wohl ein wirkliches, nicht ein eingebildetes Talent vorhanden und sie geht mit Ernst an eine Aufgabe, die sie sich stellt.