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feinen Würzelchen in die Ritzen des Gesteins, klammert sich mit ihnen fest und versteht es mit ihnen noch Nahrung aus einem Boden zu ge­winnen, auf welchem die meisten andern Pflanzen umkommen müßten. Er liebt, gemeinschaftlich mit einer ganzen Reihe verwandter Steinbrech- Arten einen Boden, welcher kalkhaltig ist und nimmt auch ansehnliche Mengen Kalk in sich auf. Seine fleischigen eirundlich spatelförmigen Blätter bilden eine grundständige Rosette und verleihen dem Gewächs viel Ähnlichkeit mit dem Hauslaub. Betrachten wir ein solches Blatt genauer, so erkennen wir deutlich an seinem Rande entlang einen Besatz aus weißen Punkten. Es sind dies kleine Kalkkrystalle, welche von Blatt­drüsen aus dem verdunstenden Safte ausgeschieden worden sind. Diese Fähigkeit des Kräutchens, das Gestein aufzulösen und wieder auszuscheiden, gab ehedem Veranlassung zu dem Glauben: die Steinbrecharten seien eine wirksame Arznei bei Steinleiden des Menschen; ihr Saft vermöge die bei gewissen Krankheiten im Innern des Menschen sich bildenden Steine ebenfalls aufzulösen und zu beseitigen. Daher erhielt die Gattung ihren NamenSteinbrech" und lange Zeit führten die Apotheker das Kraut des in den Ebenen Deutschlands häufigenkörnertragenden" Stein­brech (8. ArLnula-tg.) als Heilmittel in ihren Vorräthen.

Auf den Felsen höherer Kalkalpen bildet dergraugrüne Stein­brech" (8. ea-ssia, Fig. 2) dichte niedere Polster, die zwar winzig kleine Blättchen, aber zahlreiche, ansehnlich große, weiße Blüthenglöckchen tragen und das Steingeröll der Berggipfel in Gemeinschaft mit rosenrothen Si- lenen und blauen Enzianen auf's Zierlichste schmücken.

Zahlreiche andere Steinbrech-Arten, die auf verwittertem Granit, Gneis, Hornblendeschiefer und ähnlichen Urgesteinen vorkommen, bilden ebenfalls dichte Rasen, besitzen aber dabei schmale Blättchen, die bei man­chen fingerähnlich oder fußförmig zertheilt, bei andern mit Dornenzähnen besetzt sind. Als ein Beispiel dieser Form bildeten wir denrauhen" Steinbrech (8. aspora, Fig. 3) ab, der an seinen-ckriechenden Seitenzweigen häufig ebenfalls Brutknospen erzeugt.

' In den höchsten Alpenthälern begegnen wir noch demgegenblätt- rigen" Steinbrech (8. opxositikolia,, Fig. 1) als einem der reizendsten Alpenblümchen. Die dichten Rasen, welche er webt, erscheinen durch die großen, purpurnen Blumen von fern fast den Thymianrasen ähnlich. Die winzigen Blättchen bilden an den Stengeln entlang vier regelmäßige Reihen. Wie zahlreiche andere Pflanzen der Hochalpen, so finden sich