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gehört hatten; unter anderem ihre goldene Uhr und ein Medaillon mit dem Miniatur-Bild des Vaters. Dieses letztere ward Jenny an einem schmalen Sammetbändchen um den Hals gehängt; die Kinder betrach­teten es zusammen jeden Morgen, umden neuen Papa" erkennen zu können.

Endlich kam ein herrliches Kriegsschiff aus Ost-Indien im Hafen an! Es hieß der Ganges. Mehrere Boote brachten die Passagiere und deren Gepäck vom Bord an den Quai.Da steht er! auf der Schiffs­treppe! da springt er in's Boot! der Offizier da! Es ist Dein Papa, Jenny!" rief Walther lebhaft. Jenny stand ganz stumm an der Hand des Herrn Willis und wandte kein Auge von dem hohen, schönen Offizier, der aufrecht im Boote stand.Ja! es ist Oberst Randon!" sagte Marianne, als er an's Land sprang, und ging ihm entgegen. Sie vermochte aber weiter nichts zu sagen als:Herr Oberst dort ist Ihr Kind!" indem sie auf die Kleine hinwies, die Willis eben in die Höhe hob.

Oberst Nandon eilte auf sie zu, faßte sie in seine Arme und drückte sie weinend an sein Herz.Du bist meine Jenny!" rief er:Du gleichst Deiner Mutter! Du kannst Deinen Vater nicht mehr kennen; wirst Du ihn dennoch lieb haben?"Immer sehr lieb!" erwiderte sie leise, lehnte ihr Köpfchen an seine Schulter und zog das kleine Bild hervor, das ihm noch auffallend glich. Die anderen Kleinen drängten sich auch zutraulich heran; und der Offizier blickte in so viele theilnehmende Ge­sichter daß er verwundert und fragend Marianne ansah.

Da trat Herr Willis vor, reichte ihm herzlich die Hand, erklärte, er sei fast zwei Jahre der Pflegevater seines Töchterleins gewesen, und er­suchte ihn mit in seine Wohnung zu kommen, wo er über Alles näheren Aufschluß erhalten würde.

Wie erstaunte aber Oberst Nandon über Alles was er hier vernahm! Wie dankbar ergriffen war seine Seele, daß Gott das Schicksal seines Kindes so glücklich gelenkt, daß die verlassene Kleine zu so liebevollen, vortrefflichen Menschen gekommen sei! Mit tiefer Rührung drückte er die Hände von Jenny's Wohlthäter und dessen Schwester an sein Herz. Ich mag kaum daran denken mein liebes Mädchen von denen zu trennen, die ihr Vater und Mutter und Geschwister ersetzt haben!" sprach er be­wegt.Papa bleibt hier! Jenny bleibt hier!" rief die Kleine zuver-