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hielt mir eine Abschiedsrede, die Rede lautete etwa so:Meine Gnädige, ich rechne auf Ihre Gnade, nehmen Sie nicht ungnädig auf was ich sagen werde, sondern lassen Sie Gnade für Recht ergehen, ich unterwerfe mich auf Gnade und Ungnade. Ich verdiene Ungnade, ich fühle es, denn ich komme um einen Strich durch die Rechnung zu machen, um Ihnen den Stuhl vor die Thür zu fetzen, um mein gegebenes Wort zurückzunehmen. Ich bin ein Freund des Propheten Barometer und habe ihn um seine Meinung über die nächste Zukunft befragt, er prophezeihet Regen! Meine Gnädige, ich kenne das Vergnügen im Schwarzwald einzuregnen, solch Vergnügen verpirlt jedes Vergnügen, ein nasses Vergnügen ist ein zweideutiges Ver­gnügen; der Schwarzwald wird schnell ein Naßwald, ein nasses Vergnügen ist aber ein schlechtes Vergnügen, ich ziehe ein trockenes Vergnügen vor. Wollen Sie Ihr Vergnügen im Naßwald suchen, so patschen Sie dahin; aber holen Sie sich keinen Schnupfen, wir patschen nicht mit, wir suchen trockenes Vergnügen."

Mit Bedauern trennte ich mich von dem Paare, das mich interessirte, die junge Frau hatte mir noch manche Mittheilung versprochen, die sollte mir nun verloren gehen? Aber nein, das nicht; was sie mir nicht mündlich erzählen konnte wegen Zeitmangels, das wollte sie mir schreiben, sie sagte, es werde sich in Stuttgart viel Zeit finden und sie habe ihre Tagebücher bei sich, in denen ausführlich verzeichnet stehe, was mich sehr interessiren würde in Hinsicht auf meinen Reisezweck; in Nagold wünschte ich mich aufzuhalten, und ich wollte dort in einem mir von Herrn Schöne empfohlenen Hotel einkehren, dahin wollte Frau Schöne ihre Mittheilungen adressiren.

Ich reiste weiter auf den Schwarzwald zu; aber mit wenig Hoffnung, daß ich seine verschiedenen Badeorte, seine unmuthigen Thäler und wal­digen Höhen würde mit Behagen aufsuchen können; es wird mir dies Vergnügen wohlverpirlt" werden, wiederholte ich mir oft mit Herrn Schöne's Ausdruck halb lächelnd, halb bedauernd.

Nagold.

Jetzt bin ich im Städtchen Nagold. Ich hatte ziemlich klaren Himmel zur Reise hierher und das war sehr erfreulich, denn die Gegend, welche die Bahn durchschneidet, ist anmuthig; sehr interessant ist die Bahn selbst, welche bei ihrem Entstehen hier viel Schwierigkeiten zn überwinden hatte. Alle Welt will jetzt die neue Bahn bewundern, nämlich die würtemberger Welt,