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artigen Mauerreste, den schönen Kreuzgang des Klosters, den hohen Thurm rc. betrachteten:Wenn diese Mauern von ihrer Vergangenheit reden könnten, was würden sie zu berichten haben! Ich möchte Ruinen immer fragen: Wer hat euch einst gegründet? wer hat in euren Mauern einst gewohnt? wer hat euch zerstört?"

Der Herr, welcher Uhland's Gedicht deklamirt hatte, erwiderte, auf meine erste Frage eingehend: Gründerin des Klosters war die Wittwe eines

Grafen zu Calw, im Jahre 645.

Der Herr trat einen Schritt vor

Stiftung des Klosters Hirs

Helizena eine Wittwe war.

Reich, fromm vor andern Frauen,

Sie strebte brünstig ganz und gar Sich Jesum anzutrauen.

D'rum warf sie oft sich auf die Knie,

Er möcht' ihr offenbaren.

Wie ihre Erdengütcr sie Ihm treulich könnt' bewahren.

Da lag sie in der Nacht einmal Gewiegt in fromme Träume Und sah ein seltsam fremdes Thal,

Darin drei Fichtenbäume.

Die Bäume waren wundersam Aus einem Stamm entsprossen,

Aus ihrer duft'gen Wurzel kam Ein klarer Born geflossen.

Und ob der fremden Wunderau Sah sie am Himmel wallen Den schönsten Dom, auf Wolken blau, Hört eine Stimme schallen:

Dies Gotteshaus, Du fromme Braut, Sei, wo die Bäume stehen,

In festen Grund von Dir gebaut, Nimm's aus geweihten Höhen!

und deklamirte sofort wieder:

au von Justinus Kerner.

Sieh', da erwacht die fromme Frau Aus ihren süßen Träumen.

Noch steht vor ihr die fremde Au, Der Born mit den drei Bäumen.

Sie ist in hoher Freudigkeit Bereit zu Gottes Ruhme,

Zieht an ein prächtig Feierkleid,

- Schmückt sich mit duft'ger Blume.

In tiefer Demuth geht sie aus Mit ihrer Magd, der treuen.

Als ging sie in das Gotteshaus Oder zur Lust der Maien.

Und weiter wandte sich ihr Fuß, Die Wolken zogen schnelle.

Die Bügel sangen Morgengruß, Der Frauen ward es helle.

Ein Driften füllte rings die Au Als sie darüber gangen,

Zu gehen mit der hohen Frau Fühlt' jede Blum' Verlangen.

Sie kam nun in ein fremdes Thal, Stieg auf des Berges Rücken,

Und alles thät im Sonnenstrahl Ihr klar entgegen rücken.