32

Da steh'n drei Bäume auf der Au, Aus einem Stamm gesprossen,

Da ist ein Born von Himmelsthau Auf Blumen hell geflossen.

Sie leget ab ihr Feierkleid, Blumen und Edelsteine;

Den heiligen drei Bäumen weiht Ihr zeitlich Gut die Reine.

Die Fraue kann nicht länger steh'n, Zum Stamme muß sie eilen.

Ein heil'ger Hauch thät' sie umweh'n, Da möcht' sie ewig weilen.

In stiller Demuth ging sie aus, So stille kehrt sie wieder,

Und setzet hier das Gotteshaus Aus Himmelshöhen nieder.

Bravo! bravo!" riefen die Umstehenden dem Herrn zu, als er auf­hörte zu sprechen, und doppelt anerkennenswerth war auch, daß er so gütig der heiligen Helizena That verkündete, denn er hatte sehr schön de- klamirt. Ich denke dieser Herr war ein Schauspieler, sein Talent diente ihm gewiß bei vielen Darstellungen. Aber wir hatten in der Gesellschaft auch einen Alterthumsforscher, der für seine Zwecke Ruinen aufsuchte und alte Urkunden studirte, er sagte:Kloster Hirsau war eine Anstalt für Unterricht in geistlichen und weltlichen Wissenschaften, viele seiner Kloster­lehrer wurden berühmt durch ihre Schriften. Hirsau stand in hohem An­sehen, so lange die Mönche ihrem Berufe treu, still lebten und arbeiteten; aber sie überließen sich später einer üppigen Schwelgerei und ein Graf von Calw vertrieb deshalb die entarteten Klosterherren. Ein halbes Jahrhundert stand Hirsau unbewohnt, ging seinem Verfall entgegen, doch wurde es noch wieder in Stand gesetzt und neue Mönche zogen ein und lebten wieder der Gelehrsamkeit. /

Zur Zeit der Reformation, da Herzog Ulrich von Würtemberg sich derselben zugeneigt hatte und viele Klosterherren seinem Beispiele folgten, wurden auch die Mönche von Hirsau evangelisch und ihre Schule eine evangelische Gelehrtenschule. Nachdem der dreißigjährige Krieg Deutsch­land verwüstet hatte und endlich Friede geschlossen war, kamen von Frank­reich Ludwig des XIV. Truppen und zogen über das geschwächte deutsche Land vernichtend hin, Calw und Hirsau legten sie in Asche und Trümmer, seitdem ist Hirsau Ruine. Es war ungefähr um die Zeit als auch unser deutsches 'Reichsland, Elsaß und Lothringen, von Ludwig XIV. uns geraubt wurde."

Während wir die Ruine durchwanderten, hatte sich der Himmel ver­finstert, nicht Franzosen zogen jetzt heran, verwüstenden Krieg drohend, aber Wolken. Eiligst machten sich die Gäste aus den benachbarten Badeorten