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anderen Schulkinder,Elfe ist die einzige, die mit Verständniß spricht," sagte er,die anderen haben den gewöhnlichen Leierton, freilich mit dem Mädchen hat sich die Schwester in der Vorschule abgegeben, bei mir wäre das unmöglich, ich habe ja zu viel Kinder zu unterrichten; damit sich das kleine Volk den Leierton nicht angewöhnt, muß man Zeit haben."

Der Graf auf dem Schlosse, welcher Kinder so lieb hatte, ließ Elfe zuweilen holen, wenn er z. B. einen recht schönen Apfel in seinem Garten fand, oder wenn er einen Bilderbogen hatte, denn das artige kleine Mädchen, welches seine Enkelin früher besuchte, gefiel ihm sehr. Nach und nach gewöhnte er sich an das Kind und Elfe kam jeden Tag nach der Schule, sie richtete sich eine Spielecke in des Grafen Stube ein und hatte dort eine Puppe und kleines Kochgeschirr und fühlte sich dort bald ganz zu Hause und sie fehlte dem alten Grafen, wenn sie nicht da war. So verging wohl ein halbes Jahr.

Der Graf war schon ein Greis, aber noch recht rüstig; alljährlich kam seine Enkeltochter in der Ferienzeit zu ihm, außerdem kamen zu ver­schiedenen Zeiten Kinder und Kindeskinder zum Besuch. Uebrigens lebte er allein mit zwei alten Leuten, seinem Kammerdiener und seiner alten Köchin. Als sein Sterbestündlein kam, war von Verwandten gerade Nie­mand bei ihm. Er hatte nur ein kurzes Unwohlsein, er fühlte sich nur wenige Stunden leidend; aber es waren wohl schwere Stunden! Die Rede verlor sich, der Geist war hell, aber die Zunge konnte nicht mehr gut ihren Dienst verrichten. Man hatte nach einem Arzte geschickt, doch der blieb lange aus. Neben seinem Bette stand Anton, der alte Diener, stand Dore, die alte Köchin, sie reichten dem guten Brodherrn, den sie lieb hatten, manche Erquickung, er nahm ab und zu Etwas zu sich. Aber er verlangte eine andere Erquickung:Beten!" stieß er einmal mühsam ein Wort hervor,laut beten!" sagte er nach einer Weile wieder und blickte seine Leute starr an. Die beiden Leute waren verlegen.Sollen wir nach dem Herrn Prediger schicken?" fragte Dore.Beten! laut beten!" murmelte der Sterbende. Die Leute sahen einander wieder verlegen an, wußten fie keine Gebete auswendig? keinen Liedervers? das Vaterunser konnten sie doch gewiß; aber sie waren so ängstlich, sie hatten keinen Muth damit hervorzutreten. Da bewegte es sich leise in der Stubenecke, das kleine Bauermädchen trippelte an das Sterbebett, faltete die Händchen und sprach:Ach lieber Gott ich bitte Dich, Dein treues Kind laß werden

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