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mich!" Der sterbende Greis faltete auch seine Hände und seine Lippen bewegten sich.Mehr!" sagte er und das Kind sprach weiter.Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden! Vaterunser, der Du bist im Himmel, Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden! Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln! Der Herr ist unser König, der hilft uns! Der Herr giebt seinen Frieden! Gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Herr, ich lasse Dich nicht. Du segnest mich denn! Verlasse mich nicht, Herr mein Gott! In der Noth rufe ich Dich an, Du wollest mich erhören!"

So sprach das kleine Bauermädchen nacheinander viele Sprüche her, die sie auswendig wußte. Der Sterbende hatte schon aufgehört seine Lippen zu bewegen, das Kind sprach noch, gehorsam der empfangenen Aufforderung folgend, ruhig weiter; der Diener hatte dem Geschiedenen die Augen zugedrückt, das Kind sprach noch seine Trostesworte, bis Dore dasselbe bei der Hand nahm und aus dem Zimmer führte.

Die kleine Elfe wußte nicht, zu welch' herrlicher Aufgabe sie Gott berufen hatte: Friedebringende Worte, die ihre Lippen gesprochen, hatten die Seele, welche sich verklären wollte, aus dem erstarrenden Körper in den Himmel geleitet!

Vielleicht hatte das noch nicht siebenjährige Kind nicht klares Ver­ständniß von allen Sprüchen, die es bereits auswendig gelernt, als es noch unter Schwester Johanna's Leitung stand; aber sein Gedächtniß hatte alles behalten und es kam zu Tage im rechten Augenblick, als das Verlangen des Sterbenden nach himmlischer Erquickung laut ge­worden war.

Hätte jene Kleinkinderlehrerin, welche gegen Schwester Johanna ihre Mißbilligung des frühen Religionsunterrichtes ausgesprochen, der Sterbe­stunde des alten Grafen beigewohnt, sie wäre anderen Sinnes geworden. Lasset die Kindlein zu mir kommen!" hat der Herr gesagt,und wehret ihnen nicht!"

Genug der Mittheilungen über die ersten Lebensjahre dieses Kindes aus dem Volke, jetzt mag nur noch ein Moment erwähnt werden, der den Schluß von Else's Kindheitsleben bildete.

Die Enkelin des verstorbenen Grafen war Besitzerin seiner Güter geworden und als sie sich einige Jahre später vermählte, zog sie als junge