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Fränzchen hat zuerst darum gebeten, nun muß er auch wohl der Erste sein! Wenn ich dann wieder hingehe, nehme ich Euch Beide mit!"Aber Du gehst doch auch bald wieder hin?" fragte Elfe.Gewiß, mein Herz, und Ihr Beide könnt von Euren älteren Kleidungsstücken allerlei aus­wählen für die kleinen Müllers.Ach ja, das ist prächtig!" und die Mädchen liefen zur Thür hinaus, gleich nachzuschauen. Fränzchen aber mußte seine Büchermappe holen, sich an den Tisch setzen und mit Gertrud rechnen und seine Schulaufgabe schreiben. Das wollte heute gar nicht so recht gehen. Fränzchen fragte immer wieder nach Müllers.Höre einmal Trudchen, warum läßt der liebe Gott wohl Herrn Müller krank werden und das Kind und warupr hat er die Großmutter blind werden lasten?" Mein liebes Kind," entgegnete die Schwester,was der liebe Gott thut ist immer wohlgethan, wenn wir auch oft den Grund nicht einsehen können! Kein Mensch ist hier auf Erden ganz vollkommen glücklich, das fügt der Herr so, damit wir nicht vergessen, daß unsere eigentliche Heimath dort oben ist!"Aber wir sind doch glücklich, Gertrud?"Ja, wenn unsere gute Mama noch lebte," sagte diese mit thränenden Augen.Ja, liebes Trudchen, jetzt bist Du meine Mama, nicht wahr? Ich habe Dich auch eben so lieb!" Und der Kleine kletterte auf der Schwester Schooß und schlang liebkosend die Aermchen um ihren Hals. Sie küßte ihn zärtlich auf das blonde Lockenköpfchen und ihre Thränen bekämpfend sagte sie liebreich:Nun wollen wir weiter arbeiten, bald giebt's Abendbrod!" Gehorsam nahm Franz seinen Platz wieder ein. Mit engelgleicher Geduld half Gertrud bei den Aufgaben, und gerade vor dem Abendbrod war Fränzchen fertig und packte froh seine Sachen zusammen. Elfe und Anna kamen auch wieder und erzählten mit leuchtenden Augen, was sie für Müllers Kinder gefunden hatten. Die kleinen Mädchen setzten sich mit Weihnachtsarbeiten an den Tisch, die singende Theemaschine wurde herein­getragen und Gertrud ging hin und her, bereitete den Thee und ordnete den Theetisch auf das Zierlichste. Da kam der Papa herein und sah freudig auf seine lieben fleißigen Kinder. Eins nach dem andern um­armte und küßte er und Gertrud legte er segnend die Hand auf den Kopf und sagte:Mein Herzenstrost!"Was bringt Anton da noch?" fragte Fränzchen neugierig.Ach Gebratenes, das riecht gut, nicht wahr Trud­chen, morgen bekommen die armen Müllers auch so etwas?!" Gertrud nickte ihm freundlich zu, und als Alle um den runden Theetisch saßen, da mußte auch dem Papa die Geschichte von Müllers erzählt werden.Höre