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Ja wohl! Euch Alle!" rief jener muthwillige Bursche wieder,das ganze Dorf mit all seinen Katzen und Hunden, feinen Schweinen, Kühen und Ochsen; und dann schicken wir das Bild dem Kaiser und der soll sich verwundern, was für Leute und Kinder und was für ein Dorf er in seinem neuen, deutschen Reiche hat!"

Unter lautem Gelächter war bei diesen Besprechungen das letzte Stück vom Wagen gehoben und auch der lange geheimnißvolle Kasten in das Haus getragen worden. Der Fuhrmann spannte wieder an, knallte tüchtig mit der Peitsche und fuhr rasch dahin, um noch vor Anbruch der Nacht das Städtchen wieder zu erreichen.

Die großen wie die kleinen Zuschauer und Helfer zerstreuten sich und die gewohnte Stille breitete sich wieder aus um das freundliche Haus. In dem Dorfe aber war doch eine gewisse Aufregung zurückgeblieben. Die Kinder konnten nicht ruhig einschlafen wie sonst und plauderten noch im Traum von dem Wagen der Malerin mit seinen wunderbaren, nie gesehenen Dingen. Der Sarg und die Photographiemaschine stiegen ab­wechselnd in ihrer Phantasie auf und nieder, bald Schrecken, bald Ver­gnügen hervorrufend.

Aber auch unter den großen Leuten wurden lebhafte Unterhaltungen über die künftige Bewohnerin des Dorfes und ihr rätselhaftes Metier gehalten. Ein eigenthümliches Bedenken erregte besonders Frau Kathrins Erzählung von der seltsamen Garderobe, welche sich aus einem der alten Schränke entwickelte, als Frau-Bergheim denselben nach Anweisung eines daran hängenden Zettels aufgeschlossen, um die darin enthaltenen Kleider baldmöglichst zu lüften.

Nein, diese Kleider!" rief die lebhafte Frau und schlug die Hände zusammen in nachträglicher Verwunderung,die zöge man doch bei uns nicht an, wenn man nur zum Holzhacken in die Berge ginge. So schäbig und geflickt! und rothe Röcke und kurze Leibchen, gerade wie sie sie noch dort drüben im Sauerland (Westfalen) oder gar im Hessischen tra­gen ganz altmodisch, kann ich Euch sagen."

Und das sind die Kleider der Malerin?" fragte man.

Ja, das weiß ich nicht so genau, die Frau Forstmeisterin war etwas verlegen, als ich zusah wie der wunderliche Staat herauskam. Sie sagte, als ob sie die Malerin entschuldigen wolle: es sind vielleicht Kleider für die Modelle!"